Sunlight im Norden: Zu Gast auf dem Reiterhof

Endlich auf dem Reiterhof

Sonntag, 22. August 2021

Lange Zeit war es unklar, ob wir überhaupt halbwegs in der Nähe des Reiterhofes sein sollten. Doch am Freitag fragten wir an, ob wir kommen dürften und es eine Übernachtungsmöglichkeit geben würde.

Kein Problem, wir dürften auf dem weitläufigen Gelände bei den Ställen übernachten. Die gesendete Foto weist uns den genauen Ort an. Über Mittag ist Sandra noch da und begrüsst uns nach einer anderthalbstündigen Fahrt von 83 km fast nur über Landstrassen so herzlich, als ob wir uns schon ewig kennen würden. Den elektrischen Strom weist sie uns an und geht dann nach Hause.

Die Pferde werden später in der richtigen Reihenfolge
in ihre Boxen gebracht.
Schon während der Fahrt in dieses ländliche Gebiet nach der Stadt Berlin umschmeichelt ein ganz anderer Duft die Nase. Es riecht nach Kräutern, Föhren, frischem Wasser und Waldboden, während Berlin hauptsächlich nach Abwasserleitungen duftet, obwohl beinahe jede Strasse mit Dutzenden Lindenbäumen gesäumt ist und der sogenannte Tiergarten einen riesigen Wald mitten in der Stadt bildet. Wir fahren durch Ribbeck im Havelland, fast an Herrn Ribbecks Birnbaum und genau am Restaurant vorbei, das darauf hinweist (Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland, ein Birnbaum in seinem Garten stand von Theodor Fontane).

Um vierzehn Uhr kommt Bianca mit ihrem Labrador anzuradeln und wir tauschen uns nach so langer Zeit gründlichst aus, bevor sie an die Arbeit mit den Pferden und in den Ställen muss. Der äusserst geduldige und wohlerzogene Hund wartet so lange im Stall, wo er sein eigenes Plätzchen hat. 

Wie schön, dass wir dich besuchen können!

Bianca hat das Betteln der Pferde im Griff.

Jedes erhält die nötige Zuwendung.
Wer hier reitet, arbeitet auch für die Pferde: misten, einstreuen, striegeln etc. Manche der Kinder dürfen selbständig in die Ställe, andere nur in Begleitung.

Diese drei Ponys (bis 1,48m Widerristhöhe)
halten sich
an ihre selbst gefundene Rangordnung.
Das ganze bei der Übernahme noch recht überwucherte Riesen-Gelände haben die jungen Menschen zu dritt auf den jetzigen gerodeten und Pferde-freundlichen Stand gebracht und unterhalten es auch zu dritt. Es ist eine richtige Logistik, zu wissen, welche Pferde zusammen auf einer Weide stehen dürfen, welche sich nicht einmal von der Nachbarweide aus vertragen würden, wer, in welcher Reihenfolge in welche Box geführt werden muss. Man nimmt sozusagen heilpädagogisch Rücksicht auf die Bedürfnisse aller «Einwohner» und fordert sie immer wieder genügend, so dass sie zufrieden sind und nicht unterfordert werden. Mit einem einzigen Pferd haben sie das Gestüt und den Reiterhof vor wenigen Jahren begonnen und immer weiter ausgebaut. Es ist Begeisterung, Engagement, Einsatzbereitschaft, Einfühlungsvermögen, Kooperation, Durchhaltewillen und Liebe sehr spürbar und nötig, um so eine Aufgabe, so einen Betrieb auf- und auszubauen. Chapeau, liebe Bewirtschafter*innen!

Zum Mitnehmen lieb!
Unsere total engagierte und begeisterte Nichte führt uns über den Reiterhof, seine Einrichtungen wie Pflegestationen, «Laufband» für Pferde, Gesundheitsabteilung, Lagerstätten, Ställe und Weiden. Sie stellt uns den unterschiedlichen Bewohnern freundlichst vor: der Hängebauchschwein-Familie, den Schafen, Ponys, Pferden, Kaninchen und Meerschweinchen, sowie den Kätzchen, die die Anlage Mäuse-frei halten. 

Das war eine sehr liebevolle mit
Anekdoten gespickte Führung
durch euren Reiterhof.

Sogar die Sonne lässt sich noch sehen.
Wikipedia verrät später, dass der gerodete Essigbaum auch Heilkräfte hat, die gegen diverse Krankheiten wirken, je nachdem, ob man Blätter, Blüten oder Wurzeln als Aufguss, Tee oder Salbe verwendet. 

Weil in der Schweiz ein Festival Corona-bedingt abgesagt wurde, erhält unsere Nichte innerhalb einer Woche zweimal Besuch von Verwandten aus der Schweiz, die sie lange nicht mehr gesehen hat: am kommenden Donnerstag werden ihre Eltern bei ihr eintreffen. Anderthalb Jahre ist ihr letztes Treffen her. Fast ein bisschen viel Emotionen in so kurzer Zeit.

Vielen, vielen Dank, liebe Bianca, für deinen Einsatz für uns an diesem Tag, dein Vertrauen und deine Stärke. Schön, dass du am Morgen unserer Weiterfahrt noch kurz Zeit hattest. Wir haben die Zeit mit dir riesig genossen! Danke!

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