Sunlight im Norden: Marzipan aus Lübeck

Auf in den Osten

Mittwoch, 11. bis Freitag, 13. August 2021


Lübeck ohne Uli

Mehrfach schon hatten wir den Anlauf genommen, beim Heimsegeln Richtung Westen den Taucher nach Lübeck zu wagen. Es ist halt schon ein rechter Umweg, wenn man nicht zusätzlich noch (hauptsächlich wegen der Störtebeker-Festspiele in Ralswiek) Wismar besuchen will. Einmal war es uns auf der BonBini tatsächlich ganz ernst gewesen, um uns in Lübeck dann mit Uli und Andi zu treffen. Doch damals wie heute hatten wir Pech, denn die beiden waren gerade abgereist oder sind, wie diesmal auf einer Klettertour irgendwo in den Ferien. 

So radeln wir auf eigene Faust von unserem Campingplatz aus direkt zum Holstentor und schauen uns die eindrückliche Altstadt mit ihren markanten Giebeln und Kirchen an. Den Fussgängern und Radfahrerinnen geht es hier gut, sie werden in der Innenstadt bevorzugt behandelt. Überhaupt sind fast alle Strassen mit Extra-Rad-Spuren auf dem Trottoir versehen, holperig, aber weg vom Autoverkehr. Den Marzipan bringen wir vergnügt und pflichtgemäss mit, doch nur der Bruch-Marzipan von Speicher beim Holstentor darf ins Gefrierfach, die anderen Figuren für die Kinder und andere Daheimgebliebene müssen wir in Boxen sorgfältig aufbewahren, damit sich die Farben nicht verlaufen. 





Travemünde der Trave entlang erreichen

Tags darauf fahren wir entlang einer sorgfältig ausgesuchten Route der Trave entlang und brauchen uns schon zum dritten Mal den ganzen Tag keine Sorgen über Regen zu machen. Dafür ist das «Power-Plate»-Training inbegriffen. Der Veloweg ist nicht nur voller Kies, sondern auch voller Schlaglöcher und lässt nur ganz kurz bei der Teerhof-Insel (so heisst auch die Spitze der Stadtwerder-Halbinsel in der Weser, auf der wir übernachteten) durch die in den Häfen liegenden Segelboote hindurch einen Blick aufs Wasser zu.

Nach der doppelt so langen Fahrt, wie im Navi angegeben, kommen wir in Travemünde an. Die Schreiberin fährt, den weit voraus radelnden Skipper immer im Blick, brav hinter diesem her. Jedenfalls, bis er direkt am Wasser aus ihrem Sichtfeld entschwunden ist. Ein Telefon mit dem sehr verärgerten Tour-Leiter klärt, dass die Autorin einem Phantom hinterher gefahren ist, das nach kurzem Verlust des Kontaktes, von weitem ähnlich aussieht, wie der Skipper. Vor Jahren geschah genau das gleiche in Laboe. 

Jedenfalls zwingt die Zunge am Gaumen und ein Knurren im Magen uns, ein Tischchen direkt neben der Landeposition des Skippers etwas zu uns zu nehmen. Die Stimmung ist angespannt. 

Die Viermast-Bark Passat an der Insel Priwall

Endlich wieder Meer!

Das Ticket-Büro hätte zwar Öffnungszeiten, aber nur der Automat steht zur Verfügung. Mit komplizierten Schritten kommt man da zu je zwei Personen- und Fahrrad-Tickets, die direkt vor der Fahrt gelöst werden müssen. Wie macht man das, wenn eine ganze Schlange Wartender am Automaten ist und die angepeilte Fähre schon losgefahren ist? Auf dem Rückweg dasselbe Procedere, aber ohne funktionierende Karten-Bezahlung. Zum Glück legt alle paar Minuten eine Fähre ab. Die Räder bringen uns auf dem Priwall durch den Wald zu einem neu angelegten Ferien- und Senioren-Resort, das Wohnungen ab 1500.- Euro anbietet mit Mittagessen und 24-Stunden erreichbarem Notfalldienst im Haus. Der grosse Jachthafen beherbergt auch die Passat an ihrem Anlegeplatz.

Viermastbark darf man sagen, aber Dreimastbark ist ein Pleonasmus, wie weisser Schimmel, schwarzer Rappe oder Aabach. Ein Schiff mit drei Masten, aber nur an zwei davon Rahen, ist eine Bark. Trüge der dritte Mast auch Rahen, wäre es ein Vollschiff. 

Nun gut, die Passat ist eine Viermast-Bark, instand gesetzt und unterhalten von enthusiastischen Freiwilligen, die auf Sponsoren, Spenden und die Eintrittsgelder zurückgreifen können, um den laufenden Unterhalt zu leisten. Zudem wird anhand seines Tagebuches in den verschiedenen Schiffsräumen die Geschichte eines Jungen erzählt, der auf der Passat als Moses begann und als Kapitän endete. Man spürt so richtig die Härte des Seemannslebens, während man innerlich doch der Sehnsucht und den Träumen desselben nachhängt. 






Endlich wieder Meer!


Den wird die Passat wohl nicht mehr brauchen.

Rauchschwalben finden auf den Festmachern bequeme Ruheplätze.

Dem Ufer entlang bringt uns eine Abkürzung zurück zum Fährhafen. Nach dem Über-Setzen haben das Navi und der Tourleiter mit der Hinterherfahrenden ein Einsehen und lassen sie nicht allzu weit zurückfallen. Alternative Routen gibt es nicht, aber ein geöffnetes Restaurant an der Schönböckerstrasse, welches uns eine Rast mit Getränk offeriert, nachdem wir etwas schneller, als bei der Hinfahrt vorangekommen sind.

Zuhause wird gekocht und für die Abfahrt am Folgetag alles vorbereitet.

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