Wie immer etwas wehmütig

 Noch nutzen

Dieser Post spielt im März und April 2023

Noch sind im Hafen die Boote weit voneinander entfernt, sogar das Schlagen der Fallen klingt einsam. Wir wollen die Tage nutzen, bis es ans Auswassern der Samaya geht, die den Sommer im Schutze einer Halle verbringen soll.
Der Frühling zeigt sich verhalten, er lässt uns noch stark heizen, jedenfalls nachts, denn am Tag hilft die Sonne dabei, die Kabine und das Heck zu wärmen. Ebenfalls bringt sie einiges an Ampère über das Solarpanel, sodass wir unabhängig mehrere Tage verbringen können, ohne an eine Steckdose gebunden zu sein. 

Das Blau des Sees strahlt tiefdunkel dem viel helleren Himmel entgegen, Sträucher blühen weiss und auf der Ufenau ist unser Platz am Steg frei, sodass einem Bad im 7grädigen See nichts im Wege steht. Meist klappt es jetzt mit tausend Zügen, ohne dass die Finger kraftlos werden.

Ein Camper- und Segelfreund fragt scherzend, ob das Silberne beim Badezeug ein halbgetarnter Flachmann sei, dabei wird die Autorin nur ab und zu mit einem Cüpli an der Badeplattform verwöhnt, was dann recht viel weniger wärmt, als die Sonne von oben an Kopf und Rücken.

Am Wochenende vom Palmsonntag glüht der Abend in den Schneebergen traumhaft pink, während der Vollmond langsam aufgeht und von Riesengrösse am höheren Himmel zu Normalgrösse schrumpft, auf seinem Weg aber am Stegpfahl haltmacht und als Laterne fungiert. Gleichzeitig färbt sich der Himmel im Westen in allen Orange- und Bordeaux-Farben, während wir an Bord zur Kerzenleuchte greifen und mit dieser Wärme das Sitzen im Heckzelt noch in den Abend hinein verlängern.

Verrückterweise kehrt sich das Farbenspiel am nächsten Morgen vor Sonnenaufgang einfach um und verzaubert das Aufstehen und zur Toilette-Laufen. Die Enten schlafen noch auf dem Steg, lassen sich aber trotzdem durch die frühe Wanderin ins Bockshorn jagen. Die Kolbenenten springen ins Wasser, nur um gleich darauf wieder auf dem Steg weiter zu schlafen. Sie wissen noch nicht, dass Menschen oft ihren Weg auch zurück gehen. Leider sind die Tafelenten und Graugänse meist zu schnell, um aufs Bild zu kommen und die ersten fünf Rauchschwalben am Vortag scherten auch nur über den Kopf der Schwimmerin, während sie die ersten frisch geschlüpften Eintagsfliegen schnabulieren.

Wir wagen es

Im letzten Sommer überkam uns der Verleider bezüglich des im Frühling 2022 noch hochgelobten Inselrestaurants, weil wir sanitarisch und kulinarisch nicht gerade die besten Erfahrungen machten nach der Eröffnung im April.

Jeder aber hat eine zweite Chance verdient, welche wir der Beiz nur allzu gerne geben und jetzt auch Glück haben damit: Freundlicher Kellner, saubere Sanitärräume, gutes Essen, hervorragender Wein. Es scheint uns einfach, dass der Personal- und Bootsfahrten-Aufwand sehr viel grösser sei, als ihn Beat und Rösli während ihrer Wirtezeit betrieben. Zudem scheinen die neuen Wirte weniger wahrzunehmen, was das Wetter macht. Sie stellen Gläser mit Servietten auf allen Tischen bereit, auch wenn demnächst ein Regenschauer zu erwarten ist, wodurch der Marschaufwand sehr viel grösser wird, als wenn man kleiner aufgewartet hätte. 

Die Platanen sind neu gestützt und werden anders geschnitten, als früher üblich. Mal sehen, was daraus wird.

Nachdem wir also unseren Zoll geleistet haben, damit wir unseren Lieblingsplatz am Steg noch weiter behalten dürfen, kosten wir noch einmal von der Frühlingswürze der Ufenau und lassen uns den Bärlauch zum Raclette schmecken. Allerdings sind wir sowieso die einzigen, welche länger hier bleiben wollen, denn viele Bötler lassen sich noch von der Kühle des Wetters abschrecken. Das Schwimmen, die Wanderungen, das Schaukeln unserer Ferienwohnung tat einfach noch einmal gut. 

Um nicht total verregnet zu werden, nehmen wir nach drei Tagen und Nächten auf unserer Insel auch den Heimweg unter den Kiel. 

Leider lässt sich das elektronische Logbuch nicht vorprogrammieren. Sonst ...

Auf zum Sommerlager

... hätte dort schon vor der echten Zielfahrt drin gestanden, wann die Samaya selbst in die Ferien und zur Wellness gefahren wird. Jetzt steht es halt schon vorher als zukünftige Unternehmung drin. Während dies hier geschrieben wird, ist sie bereits in Hurden ausgewassert, wird an ihrer Hülle gepflegt und blankgerieben. Ihre Schraube wird versorgt und nachgeschaut, ob das ölige Zeug in der Bilge etwa von der Steuerung und einem Dichtungsfehler kommt, denn es fühlte sich nicht an, wie Wasser, das lange lag und schleimig wird. Beim Einwassern werden wir erleben, dass es aus dem Frischwassertank stammt, welcher vor jedem Einwassern gefüllt wird. Entweder sind die Leitungsverbindungen lose oder der Tank ist leck. Wir haben keinen Zugang dazu.

Jetzt können wir uns darum kümmern, was mit und auf der BonBini auf uns zukommt. Darum "Tschüss Samaya, wir sehen uns wieder im Spätsommer oder Frühherbst".

Auf dem Weg zum Hafen vorbei an weissen Sträuchern...
... und gelben Blüten.
Renates Osterkärtchen begleitet uns auf diesem Törn.
Die Sonne schafft es fast, das Badezeug zu trocknen.
Als ob das Haus zu den zwei Raben auf einer Alp stünde.
Das Abendglühen ist hier ein Alpenglühen.
Sogar der Mond über dem Speer kriegt etwas vom Rosa ab...
... während er hier als Laterne auf dem Laternenpfahl steht.
Die Verursacherin des Alpenglühens verabschiedet sich.
Doch jetzt erhellt er den ganzen Himmel und den See...
... nur um seinen Platz am andern Morgen dem Tagesgestirn zu überlassen.
Die Kolbenente aus ihrem Schlaf gescheucht.
Dem Riesenei werden nicht moch mehr Lücken gebrütet.

Das Sonnenlicht wirkt noch etwas schläfrig.
Doch die Kolbenenten sind munter.

Die Äste der Platanen werden gestützt.

Frau Schwan arbeitet an der zukünftigen Familie ...
... während der Herr Schwan seine Pracht präsentiert.
Wenn die Walze sich auflöst, werden Wind und Schauerböen erwartet.
Das Ufer teilen sich die verschiedenen Wasservogelarten.
Schwan, Blässhuhn, Kolbenenten, alle müssen sich arrangieren.

Wir werden uns arrangieren damit, dass die Samaya sich bald auf den Weg zur Wellness macht.

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