Chlausfahrt, ja klar!

Muss das sein?

Dieser Beitrag spielt vom 4. auf den 5. Dezember 2021

Selbstverständlich nehmen wir auch an der diesjährigen Chlausfahrt teil. Wie immer! Wir freuen uns.

Im Internet findet sich nur bei Stäfa, dass die wunderbar feine Rieslingsuppe dies Jahr ausfallen werde. Kein Mittagessen also. Es ist zum zweiten Mal eine Corona-Chlausfahrt, die nicht im üblichen Rahmen stattfindet. 

Geschützte Scheibenwischer, falls es gefrieren sollte.
Normalerweise segeln die noch im Wasser gebliebenen Boote von allen möglichen Häfen über den Zürichsee zuerst Richtung Stäfa und anschliessend gen Rapperswil. Man tut sich zusammen, segelt als Crew-Mitglied mit Freunden, falls das eigene Boot schon ausgewassert ist. Im 2020 hatten wir nicht teilgenommen. Es gab noch keine Impfung, die Masken waren Mangelware. Nein, wir wollen nicht mit anderen Menschen zu lange auf einem Boot Zeit verbringen. Zudem waren nur zwei Haushalte zusammen erlaubt, mit Dani aber wären wir vier Haushalte gewesen.

Doch dies Jahr hat sich ja alles gebessert. Viele sind geimpft, manche geboostert. Doch mit den neuen Regeln, Maske und 3G (geimpft, genesen oder getestet) wird es trotzdem etwas kompliziert. Zudem wird meist mit 2G bewirtet, beim Gehen und Stehen sogar mit 2G + (Maske dazu. Plus heisst noch nicht mit zusätzlichem Test). Die Ansteckungs- und Hospitalisationszahlen steigen so hoch, wie sie es pro Tag noch nie waren in der Schweiz. Die Spitäler sind am Anschlag, müssen teilweise Intensiv-Pflege-Patienten in andere Spitäler verlegen. Also hier auf Nummer sicher, damit wir nicht auch noch zur Überbelastung beitragen.

Rapperswil als traditioneller Zielort, der vor dem Clublokal immer einen Punsch servierte, will dies Jahr auf dem Floss des Hafens unter 2G+-Massnahmen den Gastgeber spielen. 

Am Morgen des ersehnten Events regnete es Pfeifenstiele, wie man in den Niederlanden so bildhaft sagt.  Hoffentlich ruft Hampi an, es käme Sturm, wir könnten nicht auslaufen, bittet die Autorin stumm. Doch nichts dergleichen, wir müssen unserem grossen Wort folgen, natürlich kommen wir. Oh, je! In der Kabine laufen sofort alle Scheiben an, sobald die Schreiberin nach dem Einholen der Fender die durchnässte Jacke auszieht. Ein trauriger Ausblick durch die Scheiben. Regen klatscht aufs Dach, die Sicht ist waberig, voller Regen und Nebelschwaden. Irgendwo entdecken wir ein Segelboot unter Segeln, das scheinbar auf der Höhe von Uetikon bleibt. Ein zweiter Segler wird als Mast enttarnt und kommt auch nicht näher, obwohl wir mit knapp drei Knoten durch die Schleier pflügen.

Der Regen lässt alles verschwimmen, sogar die Steg-Absperrung.

Beim Einlaufen in den Rapperswiler Hafen steht die Crew im Ölzeug da (juhuu, es passt noch!), hat alles bereit, um am Floss festzumachen, weil wir es zu zweit nicht wirklich schaffen, zwischen den nahe beieinander verankerten Bojen durch am Steg des YCR (Yachtclub Rapperswil) festzumachen. Nein, keine Chance, denn der Grossmufti der Edlen vom Lattenberg (in den Anfängen des letzten Jahrhunderts von enthusiastischen Seglern gegründete Gemeinschaft, um Institutionen, die sich um benachteiligte Kinder kümmern zu unterstützen) liegt mit seinem Boot schon da. Längs am Floss geht für uns auch nicht, denn der Steg ist abgesperrt, damit die Restauration des Weihnachtsmarktes nicht ums Kontrollieren des Zertifikats herum kommt, denn hier könnte man dies umgehen, sofern der Weg offen wäre.

Nach einem Telefon mit Hampi und Leo wenden wir uns an den Gästesteg und legen dort mit Buganker und Heckleinen am Steg an. Es gibt genau einen Platz, an dem dies geht, ohne dass der Schraube Böses widerfährt.

Blick vom Gästesteg Richtung Floss und Wiehnachtsdörfli.

Kurz vor ihrem Untergang zeigt sich die Sonne doch noch.
Der Blick zum Floss zeigt, dass der Fahnenmast noch nicht beflaggt ist und in dem Fall auch noch nichts läuft, jedenfalls um 16 Uhr. Später sehen wir Ölzeug dort herum irren und den Clubstander heissen. Also werden die Leitenden ihr Versprechen halten.

Hampi legt mit seiner Bavaria direkt neben uns an und kommt über die Reling mit Leo für einen ersten Anlegedrink zu uns an Bord. Faustgruss ist angesagt. Jedenfalls ist es herrlich, nach so langer Zeit wieder zu klönschnacken, auch wenn Dani tatsächlich fehlt. Er hätte bei Hampi an Bord übernachten können, da wir keinen Platz mehr haben für mehr als zwei Leute.

Langsam wird es dunkel und wir machen uns über die Bavaria auf den Weg zum Floss, beinahe durch das ganze Weihnachtsdorf, bis wir an einen Corona-Schalter kommen. Hier zeigen wir Ausweis und Zertifikat, um zum Floss durchgelassen zu werden, mit Maske, nota bene. Dort werden wir vom Präsidenten Martin noch einmal Zertifikats-kontrolliert und erhalten ein weisses Armband. Der Autorin Akku machte es solange und ein Bild dazu mit, dann stieg er aus. Wie würde sie nun die Powerbank an Bord holen, wenn sie wieder durch die Kontrollstelle zurück müsste? Nein, schon beim Zugangstor meinte der Kontrolleur, das ginge ohne Problem, denn er würde sich nun unserer erinnern.

Gemütlicher Empfang auf dem Floss.
Herrlich ist es, hier den Punsch und viele Rückblicke mit Unverzagten zu geniessen, sagt diejenige, welche am Morgen lieber zuhause geblieben wäre. 

Der Touren-Obmann Turi, der Gossmufti Urs, der Restaurateur des Clubs, Richi, der immer anwesende Helfer Hans und der Präsident Martin sorgen für das leibliche Wohl und durchs Durchführen des Traditions-Anlasses trotz widrigster Umstände auch fürs emotionale Wohl der Anwesenden, welche sich alle unglaublich freuen, einander wieder einmal zu sehen, an gemeinsame Anlässe zu erinnern und eigene Erlebnisse zu erzählen und einander zuzuhören. Insgesamt befinden sich vier Segler und vier Motorboote im Hafen irgendwo an einem Platz, der nicht gesperrt ist. Auch einige Pneesegler haben es hierhin geschafft. Unter anderem auch Reini und Inge, die sich extra vom Aargau hierhin verholen. Schiesslich ziehen wir uns mit Butterbrezeln fürs Frühstück wieder auf unsere Boote zurück. Nicht ohne uns bei den Gasgebern aufs Herzlichste zu bedanken für diesen wohltuenden Anlass. 

Noch bleiben wir an Bord.

Nach dem Hampi-Apéro wenden wir uns diesmal als Hauptgang nicht dem Fondue, sondern einem Raclette zu, bevor es zum Leo-Dessert übergeht. 

Wie herrlich können doch Traditionen sein. 
Mittendrin im gemütlichen Essen und Reden beginnt das Boot zu rucken und zu schaukeln. Die angekündigten Sturmböen stellen sich ein. Plötzlich scheint die Bavaria ein rechtes Stück von uns wegzutreiben, doch wir haben sie im Blick, sie geht noch nicht längsseits an den Steg. Der Skipper steigt über und kontrolliert Fender und Leinen der Bavaria, um sicher zu sein, dass nichts passiert, wenn der Anker mehr als slippen würde.

Nach rund einer Stunde ist es dem Sturm genug und er zieht sich zurück. Bald aber tun dies auch Hampi und Leo, welche versuchen, sich wieder senkrecht zum Steg zu verholen oder gleich längsseits zu liegen. Wie wir sehen, scheint die Strategie doch eine andere zu sein. Der Segler wechselt an den gesperrten Steg, was ja nachts nichts ausmacht.

Auch wir gehen es ruhiger an und bereiten unsere Kojen vor. Geschirrspülen ist am Sonntag angesagt. 

Glück gehabt

Der Morgen zeigt sich ruhig und hell, der Regen hat sich ausgetobt, genauso, wie der Wind. Beide scheinen kein Wässerchen mehr trüben zu können. Weil es für die Schreiberin etwas schwierig ist, an Land zu kommen, nehmen wir das Frühstück an Bord mit den gespendeten Brezeln. 

Hampis Boot ist weg! Ach nein, doch nicht, aber sie mussten sich noch einmal verholen vom abgesperrten Steg an einen freien Anlegeplatz, der dennoch genügend Tiefgang aufweist, damit Kiel und Ruderblatt nicht beschädigt werden. Nach einem Telefonat entscheiden wir uns, gemeinsam auszulaufen, da Hampi und Leo eben fertig geworden sind mit dem Kaffee im Café. 

Obwohl das Wetter sich sehr gebessert hat, lockt der See nicht zum Bade. Wir kommen zwischen 11 und 12 Uhr im Hafen an und finden keine Kaltwasserschwimmer im Becken vor, welches normalerweise ebenfalls an diesem Sonntag in der Rietliau stattfindet. Vielleicht ist 2G zu kompliziert fürs Schwimmen?

Ein herrliches Wochenende, das alle genossen haben, auch diejenige, die sich am liebsten unter der Decke verkriechen wollte, kommt zu seinem Ende. Wie schade, wenn wir dies verpasst hätten. 

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