Sunlight im Norden: Abschluss der Reise

Ticino adieu und Heimatregion juhee!

Mittwoch, 15. bis Sonntag, 19. September 2021

Wie vorausgesagt, regnet es am Mittwoch in Tenero. Teils so stark, dass wir zum Glück nur noch das Kabel einholen müssen – beim Segeln heisst dies oft der fünfte Festmacher, weil es vorkommen kann, dass alle Leinen los sind vor dem Auslaufen, aber das Landstromkabel noch an der Steckdose hängt.

Wir haben am Vortag nach dem Abend-Grillieren alles gereinigt und zum Mitnehmen in der Heckgarage befestigt. 

Gegen elf Uhr starten wir und kommen gleich im ersten Stau an, demjenigen Richtung Verzweigung Luino und Bellinzona. An einem ganz normalen Mittwoch. Es dauert auch nicht allzu lang, bis wir hören, dass vor dem Gotthard Südportal mit Wartezeiten von einer Dreiviertelstunde zu rechnen sei, wegen eines Staus von 3 Kilometern. Die Fahrbahn wird renoviert und damit für den Verkehr schmaler. Auf der Überholspur wären nur maximal zwei Meter Breite zugelassen. Das hält ein Fryburger nicht für nötig, überholt uns mit seinem Wohnmobil, schlägt dabei mit seinem Spiegel an unseren und beschleunigt anschliessend, um nach ca. 5 Autos wieder einzuschwenken. Dadurch, dass er nun vor uns isthaben wir keine Chance, ihn auf seine Fahrerflucht aufmerksam zu machen. Zum Glück ist seine Nummer sofort notiert. Wie wir später sehen, ist nichts wirklich beschädigt. 


Vorne auf der zuschmalen linken Spur fährt der Übeltäter.

Wir stehen genau 35 Minuten im Schneckengang, bevor wir den Gotthard-Tunnel erreichen und ab jetzt anständig vorwärts kommen. Heute haben wir nämlich noch zwei Ziele: unser Boot, das während unserer Deutschland-Rundreise für Garantiearbeiten in der Werft war, zu inspizieren und zum Schwimmen an die Töss zu fahren. Eigentlich drei Ziele, weil wir von zu Hause noch ein paar Sachen holen müssen.

In Stansstad sind sie auf gutem Weg und haben schon einige Mängel behoben. Der Rest soll bis Dienstag erledigt sein, wenn das Boot wieder eingewassert wird. Hoffen wir, dass bis dann der Sonnenschutz richtig zu befestigen ist, die Heckklappe arretiert werden kann und ein Durchzug-Schutz hinten in der Mitte gearbeitet ist. Die Doppeldusche an beiden Ecken der Verbindung Heckzelt und Kabine ist fast weggearbeitet. Noch eine Schleuse zusätzlich soll für die Ableitung von Schnee- und Regenwasser sorgen. Denn sonst ist die Heckkabine gar nicht zu nutzen, wenn das Wetter etwas strub wird. 

An der Töss.


Die ersten Herbstzeitlosen.

Das ganz private Schwimmbecken unter dem Wasserfall.

An der Töss gibts Tags darauf einen Sonnenspaziergang und einen richtigen Wasserschwumm, ohne Millionen von Entenflöhen darin und dann in der Haut. Wie schön ist es, nach so langer Zeit wieder schwimmen zu dürfen. Erst später hören wir, dass in den seichten Becken dieses Flusses bei warmem Wetter sehr viele dieser Zerkarien ihren Weg in die menschliche Haus finden. Glück gehabt. Ja, dieser Ausdruck wird wohl oft gebraucht und stimmt immer wieder. Gehacktes mit Hörnli krönen den Abend neben einem Schüsseli Salat. Leider ist es zu nass, um nach draussen zu sitzen mit einem Gläschen Rotwein und damit sozusagen den Abschluss unserer einmaligen Sommerreise zu feiern.

Abschluss? Noch nicht ganz.

Den Kaffee am Freitag nehmen wir bei Renés einer Tochter, bevor es noch einmal einen Ort weiter geht. Die Mädchen tauen richtig auf und erzählen am Tisch vieles. Endlich einmal ist auch der Papa zuhause, mit dem wir uns auch sehr gerne unterhalten und nun zu sechst klönschnacken. 

Nach dem Einkauf in der Migros für zwei Abende gehts zum letzten Platz, bevor wir für diesen Sommer die Autos tauschen. Obwohl die Reste von gestern nur mit Schinken und Champignons verlängert werden, schaffen wir die Menge nicht und müssen uns leider mit Foodwaste auseinander setzen. Zuhause würde das nicht passieren, da gehts via Gefrierschrank oder wird eine Suppe. Aber hier wird am Folgetag vom Schützenverein gegrillt, da passt nur noch der Salat.

Nachdem wir hier bestens geschlafen und gefrühstückt haben, wird René vom hilfsbereiten Martin fürs Endschiessen in ihrem neuen Stand abgeholt und am Mittag von Ernst wieder gebracht. Martin muss früh zuhause sein, weil er für den Nachmittag noch äusserst gluschtige Zimt-Schnecken bäckt und Ernst holt anschliessend sein Velo. Bald schon kommt Doris mit ihrem Zweirad an. Martin müsse zu Fuss kommen, weil er ein grosses Tablett mit Süssigkeiten balancieren muss. Zu dritt vertreiben wir uns die Zeit mit fröhlichen und auch traurigen Berichten von Ereignissen seit wir uns zuletzt gesehen haben. Der Grillchef wird ungeduldig, sodass Martin anruft, wir müssten langsam ins Clubhaus kommen zum Essen. 

Die Eile entpuppt sich als verfrüht und für die Autorin als total überflüssig, denn dass es auch Cervelats gibt und nicht nur Schweinesteaks, wird vergessen zu erwähnen. Die Salate und der mundende Wein vertreiben den Hunger auch sehr gut und die phantastischen Zimtschnecken sind im Null-Komma-Nichts in den leeren Mägen verschwunden. Ein Hoch auf den Grill- und den Back-Chef! Zum grossen Leidwesen der Autorin bestehen alle anderen Desserts nebst gut verträglichen Zutaten auch aus Nüssen und Erdbeeren. Sie sehen aber verlockend aus. Im Laufe des Nachmittags erfreut das Verlesen der Rangliste die Gemüter und jeder Teilnehmende darf sich etwas aus den Preisen auslesen und mitnehmen. Vor langer Zeit einmal beim selben Anlass gelangte die Schreiberin zu einem Kilo Gummi-Schleckereien, die sie der Klasse verfüttern durfte. Diesmal nimmt der Skipper die Kühltasche mit dem Quöllfrisch. Einige verabschieden sich danach und Leute, die vorher keine Zeit hatten, kommen noch an, um sich doch noch mit Freunden zu treffen. Es wird ein richtiger Familien-Anlass, der für uns und vier weitere Teilnehmende bis tief in die Nacht hinein dauert und auch zu ernsteren Themen führt. Wie schön ist es, Freunde zu haben!

In der Nacht regnet es noch nicht, aber am Morgen wählen wir uns genau die Zeit mit den heftigsten Schauern aus, um unseren geliebten Camper zu pflegen, zu leeren und in Schlaf zu versetzen an seinem Lagerplatz. Wir glaubten, eine gute halbe Stunde mit dem Autotausch beschäftigt zu sein, doch es wird eine gute Stunde. Hier haben wir unsere letzte schöne Begegnung für diesen Sommer und nehmen bei Renés zweiter Tochter und ihren Kindern noch ein Getränk und tauschen aus, was so gelaufen ist in letzter Zeit. Der Dachdecker ist für Arbeit und Freundschaft unterwegs und wir lassen ihn herzlich grüssen.

So schliesst sich der Kreis unserer Sommerrundreise 2021, die nur positive Erinnerungen beinhaltet und uns mit so vielen befruchtenden Begegnungen, Inhalten, Gedanken und Emotionen beschenkt hat. 

Auf ein Neues!

Beliebte Posts aus diesem Blog

Freunde auch im Winter

Heimreise auf Umwegen

Tatsächlich: noch einmal gutes Wetter