Frühling mit Freunden
Ein weiteres Mal
Weil uns der CLM so gut gefällt, reservierten wir gleich wieder für die Frühlingsferien auf unserem bevorzugen Platz, der alle Notwendigkeiten direkt beim Camper aufweist. Meist haben wir sogar Sicht auf den See, weil im Moment die Schule in verschiedenen Kantonen bereits begonnen hat und Auffahrt oder Pfingsten noch auf sich warten lassen.
Die Anreise war schon typisch für uns, denn wir leben, wohnen, reisen und arbeiten auf unserem Sunlight T67, wie zuhause. Genauso, wie wir es auch auf der BonBini tun. Diese musste gleich ihre ersten zwei Jahre in unserem Besitz miterleben, wie ein Studium abläuft, eine Masterarbeit entsteht, beendet und deren Präsentation vorbereitet wird. Dank der heutigen Technologie ist es möglich, Lernstoff herunterzuladen, Arbeiten zu verfassen und zu senden, mit Comiliton*innen in Kontakt zu bleiben und sich auszutauschen.
Doch auch später, für die direkte Vor- und Nachbereitung der Schule, hiess es oft zurückzugreifen auf den Äther, um alles rechtzeitig bereit zu haben. Klar ist es nicht nur die Technologie an sich, sondern auch die Gemeinde, welche die Verkabelung, Apps und Tools, also die ganze nötige Infrastruktur zur Verfügung stellt, dass wir weit vor Corona schon Home-Schooling machen konnten, jedenfalls in den Arbeiten ohne Kinder. Doch zurück zur Anreise: Es war noch eine Zoom-Sitzung angesagt, an welcher die Autorin mit ihrem Handy während der Reise in die Ferien teilnehmen konnte. Der Tip, die Kamera auszuschalten, weil die Verbindung so vielleicht stabiler bleiben könnte, erwies sich als sehr nützlich. Das hätte die Zoomerin selbst wissen können von den Skype-Telefonaten oder WhatsApp-Video-Anrufen her.
Das Wetter war herrlich, der See rief und die Beifahrerin folgte dem Ruf instantanément.
Wenn Menschen, die wir mögen, grosse Freude an unserem Sunlight T67 zeigen, tut uns das total gut, denn wir lieben das Leben auf diese Weise. Mitcamper haben auch immer wieder etwas beizutragen zu besonderen Routen, Zielen, leichtgewichtiger Ausrüstung oder sie fragen nach unseren Erfahrungen mit diesem oder jenem Ausrüstungsgegenstand, Campingplatz oder Zeitraum.
Für diesmal rechnen wir mit einem Pärchen, das uns für einige Tage besuchen würde im Tessin und hätten sogar weitere Gartenstühle mitgenommen, damit wir ohne Probleme zu viert draussen bequem sitzen könnten. Doch sie nehmen diese Ausrüstung selber mit, nebst ihren Velos und dem SUP-Brett. Dafür sind wir natürlich von Herzen dankbar. Platz zum Schlafen an Bord wäre ja für vier Personen, dank dem Hubbett. Doch müssten zusätzlich Schlafsäcke, Kissen und ein Leintuch mitgenommen werden. Da sie sich das offenbar selber auch so vorgestellt haben, buchten sie ein Hotel in der Nähe und werden nun die Tage mit uns am Strand verbringen. Darauf freuen wir uns sehr, obwohl es noch ein Weilchen dauert bis dahin.
Einer unserer Nachbarn auf dem Campingplatz, welcher letztes Mal seinen Platz räumen und sich auf einen anderen stellen musste, nahm des Skippers Einladung zu einem Bierchen an und kam ein, zwei Tage vor seiner Abreise bei uns vorbei. Wie sich herausstellte, basiert die gegenseitige Sympathie nicht nur auf dem Thema Campen und Schule, sondern auch auf dem Segeln. Seine Frau ist Lehrerin, Thomas ist Regatta-Segler und war damals in Neuseeland vor Ort, als Alinghi den America's-Cup zum ersten Mal gewann. Er packte die Gelegenheit beim Schopf, um auf dem Neuseeländer America's-Cup-Boot einen Törn mitzusegeln. Sowohl die Materialien, als auch die unglaubliche Geschwindigkeit und Wendigkeit des Bootes beeindruckten ihn sehr. So wurde dieser Klönschnack äusserst gemütlich.
Schon zwei Tage vorher verbrachten wir den Nachmittag mit lieben Leuten, die wir auf ihrem Campingplatz besuchten: Reto und Manuela empfingen uns mit Vorzelt, Sonnenschirm und hübsch gedecktem Tisch. Schule, Arbeitsbedingungen, Pensionierung und natürlich das Campen waren die Hauptthemen, nebst Corona und dem hoffentlich endlich gelingenden Impfen. Auf ihrem Campingplatz wurde seit dem letzten August an einem neuen Sanitärgebäude gearbeitet, welches just an diesem Tag zur Benutzung freigegeben wurde. Corona-bedingt ohne Feierlichkeit oder Apéro. Den Apéro genossen wir zu viert ohne Eröffnung.
Es regnet
Bis Samstag mindestens soll es eine regnerische Woche sein. Dies verhindert zum Glück das Schwimmen nicht. Der See scheint seine Temperatur von 13° C zu halten. Was ein bisschen eklig ist, allerdings auch bei schönem Wetter 😅, sind die angespülten braungrünen Algen, welche sich am Ufer breit machen, nachdem sie auch auf der Wasseroberfläche etwas schmierig aussehen. Durch diese Schicht sind die Steine nicht mehr sichtbar, welche ein Stück Weges vor dem Schlick bilden und mit grossen Blöcken zum Stolpern führen, Stolpersteine buchstäblich.
Überhaupt zieht der See sich weit zurück. Der Boote-Slip war noch im Februar bis weit hinauf unter Wasser, während er sich nun immer mehr in die Höhe über den Seespiegel hinaus zu schieben scheint. Um mit Schwimmen anfangen zu können, stapft man inzwischen bis zum Floss durch den saugenden und ausgasenden Schlick. Deswegen wurden die gelben Bojen-Reihen, welche das sichere, wenn auch unbewachte Schwimmgebiet abgrenzen vom für Boote zugänglichen See, weit hinaus versetzt, um doch ein genügend grosses Plansch-Becken zur Verfügung stellen zu können.
Eintagsfliegen werden noch täglich geboren, was heute Morgen einen Rauchschwalben-Schwarm anlockte, bis alle neu geschlüpften Insekten für den Moment weggeschluckt waren.
Viele unserer Nachbarn ziehen sich, wie der See auch, zurück und machen sich auf den Heimweg, um dem Frühlingsregen zu entgehen oder, weil die Schule für deren Kinder oder Enkelkinder wieder beginnt.
Was da kreucht und fleucht
Trotz des wirklich schlechten Wetters fliegen Mengen von Schwalben und Seglern flach über dem Wasser und scheren direkt über den Kopf der Schwimmerin. Nebst Mauerseglern und Rauchschwalben gesellen sich nun auch Mehlschwalben dazu, welche man am weissen Bürzel erkennt, der beim Tieffliegen gut sichtbar wird. Vor dem Centro Sportivo schwimmt ein Pärchen Gänsesäger, welches später Richtung Campofelice fliegt. Diverse Meermöwen (Silber- oder Heringsmöwen) scheinen hier bleiben zu wollen. Faszinierend, wie sich diese Tiere an unterschiedliche Umgebungen anpassen können. Von den Drachen auf Galapagos kennt man die Manier, wie sie mit dem überflüssigen Salz in ihrem Körper umgehen, indem sie es sozusagen ausniesen. Wie aber geht der Möwenkörper mit zuwenig Salz um?
Gestern hiess es erneut durch den Schlick zu marschieren, nun schon weiter, als bis zum Floss, um Schwimmtiefe zu erreichen. Plötzlich schlängelt sich etwas Längliches, Helles, gut 20 cm Messendes senkrecht zur Wasseroberfläche unter dem Wasserspiegel und schnappt hier und da nach Insekten-Larven. So zeigt es seine Seiten recht lange während seines wellenförmigen Stehens im Wasser. Die vielen Punkte auf seiner Seite und das runde Maul identifizieren es, wie eine ID. Obwohl dies die erste Begegnung mit der, nein, nicht dritten, sondern für die Schwimmerin neuen, Art ist, besteht kein Zweifel. Hier hat sich ein Neunauge nach mehreren Jahren im Schlick aufgemacht ins Erwachsenen-Stadium, um innert nicht allzu langer Zeit selber zu laichen und für Nachwuchs zu sorgen. Die Faszination streitet sich mit dem Ekel, denn es gibt auch parasitär lebende Neunaugen.
Es ist Freitag und es regnet. Das Lesen auf der Chaise-longue direkt am Fenster mit den Regentropfen um sich herum wird so richtig gemütlich. Im Augenwinkel verlockt eine Bewegung zum Blick nach draussen. "Ein Papagei!" ruft es aus der Leserin. Das zweite, genauere Hinschauen aber lässt die Erkenntnis wachsen, dass dieser grasgrüne Papagei doch merkwürdig aussieht. Kein Halsband ziert ihn und er spaziert mit äusserst kurzem Schwandgefieder quergestellt längs der Stellriemen zwischen Rasen und Kiesweg. Dabei pickt er offenbar stets aufs Neue nach etwas Appetitlichem. Es ist ein Grünspecht von ansehnlicher Grösse, der mit seiner langen Zunge wie ein Chamäleon nach seiner Leibspeise angelt. Die Ameisen spazieren als leicht zu packende Beute vor ihm her.
Handarbeiten
René hat immer wieder etwas zu tun. Er muss die Stützen nachziehen, die Velos nachbessern, ein geerbtes Sonnensegel anpassen und für all diese Arbeiten jeweils wieder zum Coop oder Erat fahren, um Ersatzteile zu organisieren. Mein Velo verlor beinahe den Ständer, weil die Feststellschraube erstens krumm war und zweitens das Gewinde im Gegenstück glattschliff. Vom Sattel fiel auch schon ein Teilchen raus, nachdem erst um Ostern herum die Abdeckung der Hauptsteuerung sich aus dem Staub gemacht hatte. Wasser muss ebenfalls öfters nachgefüllt werden, was an unserem Platz zum Glück einigermassen bequem geht, weil der Hahn hinter dem Camper für uns bereit steht.
Die Wagenstützen werden einen Grossteil des Bewegungs-Schaukelns verhindern. |
Die letzten paar Male kam Strick- und Häkelzeug mit, führte aber zu keinen herausragenden Ergebnissen. Doch diesmal macht sich das ruhende Bedürfnis, etwas zu produzieren, wieder bemerkbar. So wird der längst angefangene zweite Topflappen für den Grill endlich fertig. Anschliessend werden Halbliter-Petflaschen abgeschnitten, im Teamwork mit einer heissen Ahle gelocht und zu einem Stifte-Etui behäkelt.
Recycelte Petflaschen zusätzlich upcyclen 😅 |
Auf Nachfrage scheint es eine gute Idee zu sein, diese in den bevorzugten Farben gefüllt mit Stiften den Enkel*innen zu übergeben. Morgen, Mittwoch, soll es recht lange nicht regnen. Ein guter Tag, um in Locarno einen Strick-Laden zu finden.
Dieses Unternehmen gelingt dank search.ch und googlemaps hervorragend und auf Anhieb. Die Inhaberin spricht deutsch, wodurch die Autorin ihr nur zu sagen braucht, dass sie "so, che voglio, ma non so, come dire in Italiano". Jene kennt ihren sinnvoll eingerichteten Laden, ihre Bottega, bestens, sodass sie mir sofort zeigen kann, wo mein Garn liegt. Zusätzlich wartet sie mit einem Tipp auf, wie Topflappen noch dicker gehäkelt werden können. Nun, als Vorrat kommen zwei Strangen vom gezeigten Garn mit, aber die Hauptsache sind jetzt die Stifte-Etuis, für welche die gewünschten Farben im Vorrat sind und erworben werden.
Während der Prototyp noch spiralförmig nach oben gehäkelt wurde, gelingt es in der Serie, die Reihen parallel zu machen, was vor allem in der Loch-Reihe für das Verschlussband eine Rolle spielt.
Dachmusik
Normalerweise trägt der Tolino mit hochgeladenen E-Books durch nächtliche wache Phasen, während dies seit einiger Zeit der Regen tut. Sein Prasseln oder leichtes Pochen und Trommeln singt in den Schlaf. So ist man auch tagsüber immer informiert darüber, ob es eine niederschlagsfreie Zeit gibt, um Dinge im Freien zu erledigen. Manchmal ist die Regenpause schon vorbei, wenn man endlich angezogen bereitsteht. Je nun, die Regenjacke wirds richten.
Viele Unverdrossene sind nicht mehr übrig. Der Rasen kann sich fast überall bestens erholen und die Schwalben und Mauersegler tun sich sehr tief fliegend oder sogar fischend weiterhin gütlich an den frisch schlüpfenden Insekten.
Diese Zeit erinnert äusserst stark an jene zwei Wochen auf Vlieland, welche wir bei Starkwind und Regen abwarteten, um den Absprung nach Helgoland zu schaffen. Damals hatten wir gerade nach dem Ankommen in Muiderzand eine mehrtägige Zwangspause, um den Motor wieder funktionstüchtig machen zu lassen. Weil der Techniker die Ursache für die nötige Reparatur war, verrechnete er uns die Liegetage nicht und die neue Schraube einen Drittel günstiger. Immerhin war 2017 noch kein Coronajahr, sodass wir ausgiebig von der Hafenkneipe Harbour House Gebrauch machen konnten. Zum Glück hatte der Skipper eine alte Skibrille mit, welche gut zupass kam während unserer Überfahrt übers Marker-Meer nach Enkhuizen in Graupel und Schneefall. In unserem neuen Hafen Buyshaven in Enkhuizen gabs auch einen längeren wetterbedingten Aufenthalt, bevor auf Vlieland dann das Dorf mit seinen Kneipen und seinem Meeres-Museum lockte, in welchem wir Blautupfen-Rochen und Katzenhaie sowie Flundern streicheln konnten.
Als es am Schiff klopfte, entpuppte sich unser Besuch als dasjenige Pärchen, welchem wir zwei Jahre früher von Helgoland nach Langeoog nachsegelten und mit ihnen einen herrlichen Abend verbrachten. Auf Vlieland nun wurde unsere Freundschaft bei Kuiptent-Trommeln und einem Cüpli besiegelt, die noch heute andauert. Letzte Woche überführten sie ihr neues Boot, eine Bavaria 34, von Stavoren nach Cuxhaven, um vielleicht im Heimatland bessere Chancen zu haben, um im zweiten Corona-Jahr doch noch zum Segeln zu kommen. Die Bavaria 34 wurde nötig, weil 2019 die letzte Fahrt einer Dehler Mastbruch und Schraubenschaden mit sich brachte. Zum Glück aber keine Verletzten und keine dauernde Segel-Aversion.
Während des Schreibens hier am 28. April 2021 "tanzen 102 Gespensterchen irgendwo auf unseren Fensterchen" (frei nach dem Regenlied "102 Gespensterchen sassen irgendwo hinter meinem Fensterchen"). Gemäss srf Meteo drohen sie weiterzutanzen bis und mit Sonntag, der mit einem Gewitter die Regenperiode unterbrechen soll, bevor sie am kommenden Dienstag erneut beginnen soll. Was wird dann mit unserem Besuch?
Positiv zu vermerken wäre noch, dass es heute früh während des Morgenschwumms eine Regenpause von rund einer halben Stunde gab. Das heisst, dass der Sonnenhut, welcher als Regenschutz mit zum Schwimmen kommt, trocken blieb. Ob es heute einen zweiten Schwumm gibt, steht noch in den Sternen, äh, in den Tropfen.
Am Donnerstag aber waren wir beide total tapfer. Die Autorin schwamm zweimal je rund einen Kilometer und die Badehose trocknete sogar. Der Skipper ging einkaufen, sodass wir in der sich fortsetzenden Himmels-Flut bestens bevorratet sind, und gemeinsam genossen wir draussen ein Fondue unter Regenstoren und hinter dem Sonnensegel. Was für ein Gourmet-Menue, wenn man dazu noch in die warme Vliesdecke eingewickelt sitzt.
Regen, Regen, Regen 💦💧☔
Eine gute Woche verbringen wir nun hier auf dem Campingplatz, und der Regen dauert seit mindestens Montag an. Das heisst, Dienstag wars schlimm, der Mittwoch ging so durch, denn hier schafften wir Locarno und ein Essen auf dem Schiff trockenen Rades. Doch seit Donnerstag geht da fast gar nichts mehr.
Die Einkäufe werden gleich nach dem Schwimmen zusammen mit dem bestellten Brot ins lokale Lädeli verlegt. So gesehen ist es eine gute Zeit, um herauszufinden, dass es gut war, dass wir nicht alles verkauft und aufs Segeln oder Campen zum Wohnen gesetzt haben. Der Platz im geliebten Camper ist toll. Sein gestyltes Wohn-Esszimmer bietet genügend Platz und Bequemlichkeit zum Arbeiten, Lesen und Essen. Auch zum Kochen auf der nächst tieferen Ebene fehlt nichts. Hier ist auch die LED-beleuchtete Nasszelle platziert. Das Lüften während des Garens schaffen wir dank ausgestelltem Regendach via Türe und Renés Schlafzimmer-Fenster. Das Schlafzimmer selbst ist breit und lang, hat alle nötigen Schränke und Ablagen sowohl längs der Kojen, als auch darunter. Zudem müssen wir hier auf diesem speziellen Platz nur ab und zu mit dem Schlauch Wasser nachfüllen, während das Abwasser sich in den dafür vorgesehenen Kanal selbst entsorgt. Das WC muss alle drei Tage geleert werden. Wir leben also im Luxus.
Dennoch ist ein ganzer Winter auf diese Weise nicht ganz vorstellbar, wohingegen es für Ferien total kuschelig ist. Zumal das Baden ja immer möglich bleibt und wahrgenommen wird. Endlich ist das Steigen des Seespiegels tatsächlich sichtbar. Das Geländer des Boote-Slips steht an seinem Ende wieder im Wasser. Heute, Samstag, den 1. Mai am Morgen erwischte die Schreiberin ein weiteres Mal genau die eine trockene Halbestunde zum Schwimmen. In dieser halben Stunde gelang es auch einer Nachbarin, ihre Morgen-Übungen draussen vorzunehmen. Danach begann der Giess-Trommel-Tusch erneut, blieb aber dauerhaft. Es soll heute in Tenero 51 mm regnen!
Zwei Ereignisse sind noch hervorzuheben: Gestern, Freitag, sprach mich die Wen-do-Überin an, ob das Wasser nicht kalt sei. Auch diesmal wimmelte ich die Bewunderung damit ab, dass ich hervorhob, es tue mir gut und sie mache ja auch täglich Übungen. Hauptsache, es tue uns gut! Heute Morgen bewegte sich eine leuchtend rote Boje vom Centro Sportivo aus Richtung Tiefwasser, um danach ausserhalb der Bojenreihe dieser entlang bis zur Ticino-Mündung und zurück zu schwimmen. Im Neopren-Anzug schaffte er diese Strecke in rund zwanzig Minuten, während ich für meinen kleinen Kilometer stets eine halbe Stunde habe. Jedenfalls ist es hervorragend, dass dieser Schwimmer auch eine so weit leuchtende und gut sichtbare Schwimmboje mit sich führt. Der zweite Schwumm heute, Samstag, durchnässt die Unverzagte von oben und von unten. Es regnet mit rasch verändernden Sturzböen mehr oder minder stark und wirft damit auch unterschiedlich starke und hohe Springbrünnchen vom Seespiegel hoch von unten ins Gesicht.
Ja, vielleicht sind es drei Ereignisse, denn die Rauch- und Mehlschwalben, wie auch die Mauersegler vermehren sich scheinbar täglich und übernachten nun auch auf den voll begrünten Bäumen nahe der
Bootsstegs-Reling. Sie scheinen täglich übermütiger zu fliegen, stürzen sich auf die Wasseroberfläche, um sich knapp darüber aufzufangen und nur mit dem Schnabel nach der schlüpfenden Eintagsfliege zu haschen. Manchmal machen sie in der Luft rechtsumkehrt, um einen verpassten Happen doch noch zu fangen. Oder sie fliegen direkt aufs Schwimm-Gesicht zu, um eine knappe Handbreit davor abzuschwenken und einen neuen Kurs zu verfolgen. Dieses Futter erspähen und erwischen sie auch in den unterschiedlich dichten und hohen Springbrünnchen während der verschiedenen Sturzböen, ohne zu zögern. Bewundernswürdig.
Die Sonne lacht
Heute verdient der Sonntag seinen Namen endlich wieder einmal so richtig. Das heisst, die Sonne wird auch sehr viel mehr geschätzt, als gewöhnlich, nachdem die Wiesen und Wege in den letzten Tagen immer mehr unter stehendem Wasser verschwanden, das heute Morgen seinerseits wieder verschwunden war. Was für ein Glück! Es wird laufend wärmer, die Wolkenschicht sichtbar dünner und einzelne Wolken spärlicher. Der Seespiegel aber ist innert 24 Stunden um 30 cm gestiegen, wie auch der Ufersaum einen Meter in den Strand hinein wuchs, was weniger Marsch durch den Schlick bis zur Schwimmtiefe bedeutet.
So können heute in Ruhe ohne Gefahr, total aufgeweicht zu werden, die nötigen Ressourcen ergänzt werden. Vielleicht gibt es sogar ein Raclette unter dem Regendach, wer weiss.
Unter dieser Sonne wäre es vielleicht den Neuankömmlingen von gestern heute leichter gefallen, alles Nötige draussen bereitzustellen. Im grössten Regen wurden die Regendächer ausgerollt, verspannt und gesichert. Aus der Garage kamen die Gartenmöbel und Fahrräder zum Vorschein mit dem Wunsch, dass es jetzt nur noch besseres Wetter geben müsste! Ungerecht scheint einem tags darauf, dass unser Nachbar alles wieder zusammenräumen und den Platz wechseln muss. Ungerecht, weil dieser Platz noch mindestens zwei Tage frei bleibt, bevor ein neuer Camper ihn erobert.
Es wird noch schöner 😊💙🌞
Ankunft 🚴🚴🚗
Am Montag kaufen wir so richtig ein. Schliesslich wollen wir morgen unsere Freunde lecker bewirten. Dass die Enge in einem Wohnmobil im momentanen Zeitraum nicht gerade das Gesündeste ist, scheint klar. Darum ist der Entscheid, im Hotel Übernachtung und Frühstück zu buchen, sehr sinnvoll. Aber für den Rest des Tages wollen wir zuständig sein.
Weil Doris und ich an einem Fest im Schützenhaus abseits im Camper dem "Hugo" recht zugesprochen haben, soll nebst Bier für Martin und Wein zum Essen auch Hugo, Prosecco und "Eve" aufgetischt werden. Davon haben wir aber am Ende so viel, dass damit auch noch die nächsten Ferien ausgerüstet sein werden, denn Doris trinkt fast ausschliesslich Wasser, wovon natürlich zu wenig da ist, und Martin trinkt nur wenig Wein.
Die Gastgeschenke gehen ebenfalls in diese Richtung. Doch am ersten Nachmittag nach Ankunft werden mal einfach Salamischeibchen mit Tomätchen und Chips aufgetischt. Bei Klönschnak vergeht die Zeit bis zum Nachtessen im Nu. Der Auflauf wird bis aufs letzte Krümelchen leergeputzt. Des Skippers Vanille-Cornets (italienisch Kanönchen) finden auch regen Absatz zum Dessert. Dass der Abwasch einen rechten Aufwand bot, war nicht ganz erwartet, liess sich aber dennoch in kurzer Zeit bewältigen. Am besten alleine, denn bei Hilfe steht man sich doch dauernd auf den Füssen und das getrocknete Geschirr muss noch einmal in die Finger genommen werden, um es vom Depot in die Schränke zu verfrachten. Überflüssiger Aufwand.
Zugute kommt uns nun, dass wir einen Sonnenschutz aus einem alten Sonnensegel montierten, dank dessen wir täglich sehr viel länger in den Abend hinein draussen beieinander sitzen können.
Bald nach Beginn der Fledermauszeit pedalen unsere Gäste zurück ins Hotel 🚴🚴
Aufpumpen
Etwas nach dem Frühstück planen wir wieder zu viert den heutigen Tag. Die Temperatur verlockt nicht wirklich zu einer ausgedehnten Velofahrt. Aber ein Wassersportgerät ist auch mitgereist und soll nun vorbereitet werden.
Nächstens ist auch Martin selbst angezogen und ausgerüstet, um im Trockenen aufs Wasser zu gehen. Die Zeit des zweiten Kilometerschwumms dieses Tages reichte für seine Vorbereitungen. Schon sieht man von der trockenen und warmen Quaimauer aus Martin zu einem kleinen Punkt am Horizont des Lago Maggiore werden. Es macht ihm sichtlich Spass, auf seinem SUP-Brett aus die Bucht vor Locarno zu erkunden.
![]() |
Bereit zur Eroberung der Tenero-Bucht bis Locarno. |
Nach gut einer Stunde kehrt der Paddel-Held unter Spinaker zurück, jedenfalls ein Stück weit, denn danach schläft der Wind ein. Doch zum Schluss fängt er noch einmal ein Lüftchen ein, bevor Martin wieder strandet. Beides, das Paddeln und das Spinakern, sieht majestätisch aus und leicht, als ob man das einfach so können müsste.
Mit Brot und Salami stärken wir uns nach diesen Anstrengungen. Das Abendessen spendieren heute Martin und Doris. Herzlichen Dank dafür 💚😊😋
Es gibt Grillsteaks für die Männer und eine Olma-Bratwurst für die Frauen. Dazu italienische Frisch-Teigwaren und erneut Salat. Zum Dessert werden anschliessend Solero-Glacés geschleckt.
Die Fledermauszeit schickt unsere Gäste auf den Heimweg. Danach sinken auch wir in die Koje.
Elektrisch vorwärts
Als wir gestern Abend ankündigten, dass es heute Risotto geben würde, erfuhren wir, dass der Donnerstag bereits der Heimreisetag wäre. Nun gut, machen wir etwas draus.
Alle auf die Elektroräder und los Richtung Locarno und Ascona.
Normalerweise fährt die Autorin sowieso ohne Akku von Tenero nach Locarno und danach das grösste stück bis Ascona. In dem Fall war es auch nicht besonders schlimm, dass dieser schon bei "Elektro-Bronz", noch vor dem Fuss- und Veloweg dem See entlang, ausstieg. Allerdings musste ich doch Doris abweisen, als sie sich mit mir während der Fahrt unterhalten wollte. Dies fiel aber auch nicht besonders ins Gewicht, denn zu viele Spaziergänger sowie in die selbe und die Gegenrichtung fahrende Räder behinderten das Nebeneinanderfahren ziemlich stark.
Kurz vor der Anfahrt zum Planetenweg der Maggia führt ein ebenfalls hübscher Weg direkt zur neuen Maggia-Brücke. Diese Abzweigung nahm der Skipper mit den Gästen, während die Schreiberin zur Maggia fuhr, in der Annahme, dass am Morgen und am Donnerstag nicht so viele Spaziergänger dort unterwegs wären. Die wenigen Leute gaben ihr Recht. Auf der Brücke trafen wir uns wieder. Hier wiederholte der Skipper meine Handlungen mit Akku und Computer, ein- und ausschalten, wegziehen und neu draufstecken. Weil das nichts brachte, hielten wir noch einmal am Rande des alten Landeplatzes in Ascona. HIer tauschte mein Gatte noch die Akkus, was vorübergehend nützte. Dennoch nahm ich die ebenere Strecke, denn schon bald war wieder Sense mit der Unterstützung. Erst auf der Piazza in Ascona, mit dem Behandeln des Kabels zum Akku hinten, liess sich die ganze Elektronik dazu überreden, ihren Auftrag wieder nach Gebühren zu erfüllen.
Nach einem erfrischenden Getränk auf unserer Lieblingsterrasse in Ascona mit Blick auf den Lago machten wir uns rasch auf den Heimweg, denn der Himmel dräute grau. Die Rückfahrt verlief ereignislos und es begann erst zu tropfen, als unsere Gäste ihre Fahrräder sicher auf dem Auto festgemacht hatten und wieder zu uns gestossen waren. Es reichte noch für eine kleine Stärkung, bevor der Abschied nahte und wir uns gegenseitig ganz herzlich für drei gelungene Nachmittage beieinander bedankten.
Vielen Dank, ihr zwei! Diese Tage sind eine Wiederholung wert.
Früher mit Umwegen
An der Reception war es schon vor einer Woche angekündigt, dass wir zwei Tage früher nach Hause müssen, weil wir einen Termin hätten. Freundlicherweise wurden uns die Personalkosten und Touristengebühren für diese beiden Tage vom Gesamtpreis abgezogen, der sowieso schon einen AHV-Rabatt aufwies.
Wir wollen in die Ostschweiz, bevor wir nach Hause fahren, und rechnen damit, unseren Camper dort gleich stehen lassen zu können. 😅 Nein, wir wollen ihn nicht verkaufen, sondern haben einen Einstellplatz im Auge, wo wir nicht so im Weg sind. Renés Tochter und Schwiegersohn stellen ja grosszügigerweise ein sicheres Dach zur Verfügung, unter dem unsere Autos bleiben dürfen. Doch sind wir dort nach unserer Ansicht der ganzen Arbeit im Wege. Die Angestellten, deren Firma glücklich am Wachsen ist, müssen stets darum herum jonglieren mit den Paletten voller Ziegel, mit ihren Autos und weiteren Materialien.
Eine ganz tolle Camper-Garage hatten wir schon abgelehnt, weil sie wirklich viel zu weit entfernt ist, nämlich in Rheineck.
Nun also ein anderer Ort, denken wir. Die Halle ist gut, Infrastruktur vorhanden, der Preis und die Distanz zu uns stimmen, Vater und Sohn sind uns sympathisch. Allerdings bestand da ein Missverständnis, jedenfalls ist zur Zeit kein Platz frei. Doch glücklicherweise kommen wir gleich wieder zuoberst auf die Warteliste. Hoffen wir mal. Es wäre schön, den allerentgegenkommendsten Jungen nicht mehr im Weg zu sein! Wir wissen, dass sie es nicht so empfinden, sie sind einfach lieb 💗💜.
Später dank der Töss
Tags vor dem Autotausch, nach der Besichtigung, wollen wir noch einmal den sonnigen Abend an der Töss geniessen. Ein Gläschen Wein und die Gartenstühle sollen die Ferien ausklingen lassen, bevor wir uns ein einfaches Abendmahl zubereiten. Zum Schwimmen allerdings verlockt es nicht mehr.
![]() |
Noch ganz einsam. Die Hündeler sind schon zuhause. |
Das ist bislang ein frohes Ritual gewesen: Vor der Abreise oder nach der Ankunft im Tösstal noch einmal eine Nacht am rauschenden Fluss zu verbringen, der mit seinem Tosen so beruhigend wirkt.
![]() |
Der letzte Sonnenschein für ein Weilchen. |
Später am Abend scheint noch eine Einelternfamilie angekommen zu sein. Wir sahen die Mutter mit zwei Kindern das Frühstück draussen zubereiten, welches sie auf einer ausgebreiteten Decke zu sich nahmen, nachdem sie im Bus mit Hubdach übernachtet hatten. Die Kinder freuten sich am Spiel im Flussbett. Doch sogar noch bevor unser Frühstück beendet war, hatte die Familie bereits wieder alles gepackt, um loszufahren.
Bevor wir nach dem Auto-Tausch nach Hause fuhren, genehmigten wir uns ein Mittagessen auf der Terrasse. Damit rundet sich eine Freiheit, welche vor ziemlich genau einem Jahr wie ein Wunder schien. Man durfte wieder auf den Restaurant-Terrassen etwas zu sich nehmen. Auch dies Jahr war es eine Befreiung, nicht nur für die Wirte, sondern auch für uns, dass man nicht ausschliesslich zuhause essen und trinken darf. Hätte man früher gedacht, dass dies einmal ein so geschätztes Gut werden würde?