Der Frühling explodiert
Drei Tage sind wir nun auf dem äusserst angenehmen Camping Lago Maggiore. Dieser setzte sich vor wenigen Jahren aus zwei früheren Campingplätzen, welche längs ineinander verschränkt lagen, zu einem grösseren, alleinigen Campingplatz zusammen, auf dem nun keine Hunde mehr zugelassen sind. Er liegt zwischen dem Centro Sportivo Tenero und einem der öffentlichen Badeplätze schön am Strand des Sees.
Weil das Wasser nun schon mindestens 13° misst, brauchts nichts Wärmendes mehr, nicht einmal einen Lauf zum Auftauen 😅 Im Gegenteil, das Schwimmen macht nun mehrmals täglich Spass, weil die Badehosen so rasch trocknen. Am Vortag begegnete ich tatsächlich noch einer Familie mit einem Teenager-Sohn auf dem Floss. Sie schwammen also immerhin vom Strand dorthin und nach einer Auftauphase auf dem Floss wieder zurück.
Zusätzlich sind viele SUPer unterwegs, die hoffentlich vor allem die Sonne geniessen.
Einer der Bäume, welche die letzten paar Winter eine rechte Zeitlang im Wasser standen, trägt in der ganzen Grün-Explosions-Zeit noch kein einziges Blatt und wirkt dadurch doch etwas traurig. Später, in der Starkwindphase, ist er der Einzige, welchem kleinere, aber auch grössere Zweige weggeweht werden.
Der Platz ist, im Gegensatz zu den in den Medien genannten Feiertags-Besetzt-Warnungen noch zur Hälfte leer. Mal schauen, was der Karfreitag bringen wird.
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Man kann Sanitär-Gebäude auch mit Atrium gestalten. |
Unser Grill wird ausgebaut
Natürlich ist es nicht einfach unsere Sehnsucht nach der BonBini, die uns campen lässt. Es ist traumhaft schön, gemütlich, bequem und gesund, den ganzen Tag draussen sein zu können. Inzwischen haben wir aus dem Windschutzscheiben-Schutz einen perfekten senkrechten Sonnenschutz konstruiert, der sogar hält, wenn man die richtigen Klammern dazu hat.
Der Brötli-Service des Campingladens befruchtet unsere Mahlzeiten. Gipfeli zum Zmorge, Knabbern zum Mittagessen und Grillen zum frühen Abendessen. Das geht nicht ohne Brot. Das Raclette sparen wir uns noch auf den Sonntag, welcher etwas kühler werden soll. Der Grill ist nun auch ein Backofen geworden, weil eine Front-Abdeckung den Wind fern- und die Wärme im Grilll hält. Zusätzlich können wir auf zwei Herdplatten die Beilagen kochen.
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Der Dampf aus dem Kochtopf nimmt den Rauch des Wald-Brandes vorweg. |
Ein bisschen Arbeit zur Abwechslung
Weil der Beruf nach der Pensionierung wieder rief, gibts jetzt ein wenig Arbeit. "Weil" ist natürlich nicht nur die Arbeit an sich, sondern das Krank-Geschrieben-Sein einer Klassenlehrperson. Für diese Klasse schaltete die Pensionierte auf der Plattform "LearningView"📎 Aufträge für die Klasse hoch, welche tatsächlich von 21 der 23 Kinder gelöst wurden. Diese dankten sogar dafür, statt zu reklamieren, dass sie lieber einen freien Tag hätten 👏 Es ist überhaupt eine sehr dankbare Klasse, die auch immer extrem gut mitmacht, wenn eine Stellvertretung antritt. Eine Freude, für sie zu arbeiten. Darum kam auch der Schul-Laptop mit in die Ferien. So können die eingestellten Lösungen direkt kommentiert werden, was die streng Arbeitenden auch wirklich verdienen.
Den Platz können wir bis Freitag haben, aber Dienstag bis Donnerstag ist (leider) Präsenz angesagt, dachte die Autorin. Doch nein, mein Team gab mir frei 😊
So ist es möglich, dass wir tatsächlich noch fast eine weitere Woche bleiben können. Herrlich.
Schwimmen, schwimmen, schwimmen
Wie oben gesagt, lächelte der See und lud vom Ankunfts-Tag an zum Bade (frei nach Schiller). Bei erster Gelegenheit noch mit Neoprenjäggli und dito Socken. Da es aber so warm war, kam am Abend nur noch das Neopren-Badekleid zum Zuge. Danach die ganz normale Badehose, was bis am Ende so geblieben ist. 🏊
Als der kühle Wind immer stärker wurde bis zur Windwarnung Stufe 1 von 2, wurde das Schwimmen stets anstrengender, denn es baute sich eine unangenehme Welle auf. Hier war die orange Schwimm-Boje meine stete Begleitung.
Viele Menschen sparen nicht mit Komplimenten: Mutig! Hut ab! Ich bewundere Sie! Ich hätte auch Lust dazu!. Doch wirklich geschwommen ist unter diesen Umständen einzig ein junger Vater im Neopren-Ganzkörperanzug zum Floss und zurück sowie ein Mann aus dem Centro Sportivo di Tenero (cst) im Shorty und mit Schwimmhilfen an den Händen, eine Art Mini-Paddel. Dieser macht nun schon zum zweiten Mal die Tour Boots-Steg cst - Boots-Steg Salvataggio und zurück. Einige vorwitzige Frauen stiegen Schritt für Schritt ins Wasser bis sie es auf Bauch-Höhe doch nicht mehr aushielten.
Nun ist zu sagen, dass ich die Komplimente auch zurückgebe, denn diese Leute sitzen oft im eiskalten Sonnenschein beim Kaffee draussen und bleiben dies auch den ganzen Tag. Das wäre mir wiederum viel zu kalt. Die Autorin geht lieber mehrmals täglich schwimmen 😂
Ausflüge?
Diese kommen im März / April etwas zu kurz und beschränken sich auf Einkäufe und einen Besuch auf dem Miralago bei Menschen, die wir vom Campen und vom Segeln kennen. Das war ein gemütlicher Nachmittag, obwohl es auch Sorgen und Probleme zu besprechen gab, welche bisher zum Glück zu handhaben sind. Weil wir uns draussen treffen und nur zu viert sind, ist dies immerhin kein Corona-Problem.
Ein zweiter gegenseitiger Besuch fällt hingegen dem Starkwind zum Opfer.
Einmal während einer Einkaufstour scheint mein Fahrrad eine Abdeckung der elektronischen Steuerung verloren zu haben. Vielleicht, weil es umgekippt wurde, als jemand seineigenes Fahrrad aus dem Veloständer nahm. Aufgefallen ist das leider erst viel zu spät. Zu unserer Enttäuschung hat der lokale Velo-Mech keinen Ersatz an Lager. Den Velo-Laden, den er in Minusio angibt, sucht der Skipper vergebens, entdeckt dafür aber, dass das Restaurant auf dem Lido Mappo mit Melanie und Alessio für den Mahlzeiten-Abholdienst geöffnet hat und kommt mit tollen Bildern und lieben Grüssen total durchfroren nach Hause.
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Blick von Minusio auf den Campingplatz. |
Begegnungen
beschränken sich auf die Nachbarn, zu welchen hier (noch?) keine enge Beziehung aufgebaut wird, mit welchen aber ab und zu ein paar Worte gewechselt werden. Vielleicht ist das der fehlenden Feuerstelle am Strand zur Last zu legen. Dadurch gibt es keine Versammlungen mit Klönschnak an einem Treffpunkt, welchen fast jeder und jede passieren muss. Wohl setzen sich Familien und Paare auf die Granit-Bänke am Ufer oder in die Pergola mit Sitzgarnituren aus Granit, bleiben aber je unter sich. Am Strand selbst vergnügen sich Familien mit ihren Kindern beim Kanäle Graben oder Burgen Bauen.
Stattdessen geniessen wir die grosse Ruhe auf diesem Platz. Kein Verkehrslärm belastet den Genuss und die Kinder bewegen sich auf den Teerwegen sowie auf ihnen zugewiesenen Orten. Nur die Patrouille Swiss scheint hier ihre Übungs- und Schulungsbahn zu haben. Mindestens zu zweit, manchmal zu dritt oder viert fliegen sie uns in wechselnden Formationen über den Kopf.
Trockenheit und Feuerverbot
Sowohl auf den Tessiner- als auch auf den italienischen Bergen scheint sich die Trockenheit auszuwirken und sich zu Waldbränden auszubauen. Gestern, Mittwoch, wütete im Rücken ein kleiner und weit voraus ein riesiger Brand, der auch ein Waldbrand zu sein scheint. Es stinkt allerdings zwischendurch nach verbranntem Gummi oder Kunststoff.
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Kein einziger Lösch-Helikopter ist zu sehen. |
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Wie ein Vulkan scheint der Berg den Rauch auszuspeien. |
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Über dem Rauch bilden sich Cumuli, wie an einem heissen Sommertag, um sich mit dem Rauch zusammen aufzulösen. |
Trotz aller Gefahr für die Waldnachbarn und Belästigung der weiter Entfernten ist auch eine gewisse Faszination zu spüren. Die unterschiedlichen Farben des Rauchs von weiss über blau bis zu braun schwojen über die Gipfel und den See in ein östliches Tal. Oberhalb der Schwaden bilden sich immer wieder Cumuli, teils riesig und hoch, teils klein und flach, die sich bald wieder auflösen. Wahrscheinlich, sobald der Rauch nicht mehr die Sonnenwärme zurück in die Höhe strahlt, wird die höhere Luftschicht nicht mehr genügend erwärmt, um Feuchtigkeit zu Tröpfchen und Tropfen werden zu lassen.
Der Wind verhindert, dass die Rauchwolken ans nördliche Ufer des Lago Maggiore getrieben werden.
Tags darauf ist der Rauch zum Glück für Mensch und Umwelt dünner und kleiner geworden, aber noch nicht völlig in Bann zu halten.
Ebenfalls in dieser Woche, am Ostermontag, litt die Stadt Locarno nicht unter Trockenheit, sondern unter einer Überschwemmung. Nein, kein lokaler Regen, sondern ein geplatztes Wasserrohr auf der Piazza sei deren Ursache gewesen.
Tiere und Pflanzen
dürfen in keinem Blog-Beitrag fehlen. Auffallend ist, wie wenige Blässhühner hier schwimmen oder sich gar Revierkämpfe liefern. Diesen Part übernehmen die Schwäne, die zu zweit einen Eindringling verjagen. Haubentaucher und Enten aller Art schlafen und schwimmen hier, Kormorane und Silber- oder Heringsmöwen fliegen über unsere Köpfe. Die Graureiher lassen in der Luft ihre Stimme erschallen. Ein Gänsesägerpärchen ruhte sich eine Zeitlang direkt am Wassersaum aus, um sich zu putzen.
Ab und zu hören wir einen Eichelhäher und Buckfinken. Das Rotkehlchen stattet uns keinen Besuch ab, dafür kommen die Enten immer wieder paarweise vorbei, um nach Brotkrumen oder anderen Essensresten Ausschau zu halten oder sogar mit den Augen darum zu betteln. Schliesslich begnügen sie sich doch mit Gras. Die Spatzen nehmen ab und zu ein Sandbad und suchen im Boden oder unter unserem Tisch nach Fressbarem. Abends leisten uns die Fledermäuse Gesellschaft und gute Dienste, indem sie die Eintagsfliegen dezimieren. Ein Wunder, dass das Fressen dieser Plagegeister den Fledermäusen genügend Energie fürs Fliegen und fürs Wachsen liefert.
Vor zwei Tagen tauchten die ersten Mauersegler auf. Ein einziges Paar am ersten Tag. Am Folgetag vergesellt durch weitere Artgenossen, aber jetzt auch durch jede Menge Rauchschwalben. Weil die Eintagsfliegen so tief ihre Schwebekugeln bilden, sieht man beide Vogelarten auch von oben und entdeckt ausser dem anders geformten Schwanz ebenso die unterschiedliche Rücken- und Flügeldecken-Färbung. Während die Rauchschwalben glänzend schwarzblau sind, zeigen die Mauersegler eine raue grünlich-braune Oberfläche. Letztere scheren während meines Schwimmens auch ganz flach über den Kopf oder vor dem Gesicht der Schwimmerin durch einem Insekt nach. Auch bei den Sommerboten fragt man sich nach dem Nutzen und vor allem nach der nötigen Menge ihres Vorzugs-Futters.
Weiss-grau-schwarze Bach- und leuchtend gelbe Gebirgsstelzen suchen wippend im Flachwasser nach Insektenlarven, lassen aber niemanden an sich heran.
In den ersten Tagen im Wasser drängten sich nicht nur Insekten aller Art in ihrem Larven- oder Nymphen-Stadium an die Oberfläche, um in neuer Gestalt zu fliegen und sich fortzupflanzen, sondern auch lauter rote und orange Halbkügelchen mit schwarzen Tupfen schwammen darauf. Manchmal auf einem an die Oberfläche getriebenen Algen-Schäumchen, manchmal nur auf einem Mini-Wellen-Kamm. Ein faszinierender Anblick, aber vielleicht für die Marienkäferchen eher bedrohlich.
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Im Gegensatz zu den ersten Tagen, als das Sonnendach dauernd ausgerollt war, würde es in der zweiten Ferienhälfte eher stark durch den Wind strapaziert. |
Das Ende naht
Auch die schönsten Ferien gehen einmal zu Ende! Doch wir haben mehrfaches Glück, denn nur in der Magadino-Ebene bildete sich ein lokaler Einkaufsstau, während wir bis zum Gotthard-Tunnel davon verschont blieben. Selbst dort angekommen rollten wir stetig weiter, ohne nennenswerte Wartezeiten. Das sollte sich im Laufe des Mittags noch ändern und die Wartezeiten verlängerten sich für die später Reisenden stetig.
Fast schon in der Heimstatt des Campers angekommen, fällt dem Skipper ein, dass er bei Bruder und Schwägerin einen Kaffee möchte. Heidi ist dazu sofort bereit, sodass wir einen gemütlichen Nachmittag bei ihr auf der sonnenübergossenen Terrasse verbringen. Plötzlich lädt sie uns sogar zum Nachtessen ein, was wir äusserst gerne annehmen. Sie zaubert ein herrliches Menue von Schnitzeln, Nudeln und Salat auf den Tisch und lässt uns gemeinsam den letzten Ferienabend ausklingen.
Vielen Dank dafür 👍💝😊😋