Kühler sonniger Vorfrühling

 Voller Campingplatz

Wir freuen uns riesig, dass wir einen Platz erhielten. Der Eigner erklärte uns, dass wir uns einen der blau umrandeten Plätze nehmen dürften. Die Anmeldung erfolge erst am Folgetag. Am Ankunftstag ist die Rezeption noch sehr restriktiv geöffnet, was tags darauf änderte. Doch auch, dass es einfach so noch Platz hat, wird sich ändern und zwar so, wie wir es bisher nie gesehen hatten. 

Die Sportwiese und der noch nicht fertig neu angelegte Camperplatz sind voll belegt. Immerhin bestehen die Strom- und Wasseranschlüsse für die neuen Plätze bereits, jedenfalls für die meisten Gäste. Während einer Nacht stehen auch fünf Gefährte auf dem Check-in-Warteplatz, einige selbst auf dem ausserhalb gelegenen Parkplatz. Doch sogar der Platz, welcher normalerweise keine Übernachtungen erlaubt, steht voll besetzt, obwohl weder Strom, noch Wasser vorhanden sind. 

So etwas haben wir noch nie erlebt, vor allem nicht in der Nebensaison. Der kleine Laden mit beschränktem Sortiment, der Reception angeschlossen, ist geöffnet, und die Lebensmittelläden der Umgebung auch. Die übrigen Geschäfte werden am 1. März (endlich) wieder öffnen. 
Der Skipper mit Reminiszenz an unseren (ebenso)
geliebten Norden.

Es sieht noch nicht nach mehr Frühling aus, als zuhause.

Gemeinsames Grillieren mit dem nötigen Abstand ist möglich.

Den Flüssen entlang in die Berge


Unser Ausflug der Maggia entlang führt uns auch
ins Centovalli mit der Brücke über die Melezza.

Telefon-Pause. Aus zwei verschiedenen Tälern
(Erwin im Maggiatal bei Ponte Brolla, wir im Centovalli bei Verscio)
sehen wir dieselben Kirchen.

Unglaubliche Kraft des Wassers!

Es brodelt und schäumt ...

... während das Wasser etwas weiter oben
fast ruhig daher kommt.

Einsam und unbesucht.


Nur noch der Saharastaub verschleiert die Sonne.

In Sognogno im Verzascatal liegt noch recht Schnee.

Die uralten Steinhäuser mit Steindach sind stets oder
wieder bewohnt.


Der Zugang zum ersten und zweiten Stock führt über 
eine breitere und eine ganz schmale Aussentreppe.


Trauben wachsen überall.


Sorgfältig renoviert und restauriert.

Der noch heute gemeinsam genutzte Dorfbackofen wirkt viel gebraucht.





In diesem Kirchturm war es Giorgios Aufgabe,
die Morgenglocken zu läuten.
Das steinerne Vordach über zwei Balken gelegt
schützt den Eingang.

Mit den Steinziegeln wird jede Dachform unterstützt.
Im Hintergrund rund und oval.

Auch teilverputzt fügt sich das Haus an der Back-Ofen-Strasse
bestens ins Dorfbild.

Landbau-Geräte unter dem weit ausladenden Steindach.

Wie Maiensässe am Hang zerstreut.

Selbst die Dolen-Roste sind aus Granit,
wie wir das auch im Maggiatal sahen.


Der Verzasca-Stausee führt zur Zeit fast kein Wasser, wodurch man
die Schichtung der Felsen umso besser erkennen kann.

Im Folgenden erscheinen noch ein paar Impressionen
des Sonogno-Gebietes.




Sognogno ist für die Autorin so faszinierend, weil sie sich mitten im Roman von Lisa Tetzner fühlt. "Die Schwarzen Brüder" verstärkten in ihrer Kindheit nicht nur die Liebe zur Polenta, welche Giorgio täglich als Mahlzeit mitnimmt, während er auf den kleinen Pflanzblätz klettert, sondern zum Tessin an sich. Aber auch zur neuen Wertschätzung der Lebensumstände in unserer Jugend und Gegend, verglichen mit denjenigen Mitte des 19. Jahrhunderts hier im Süden der Schweiz bis mindestens Mailand.

Neben dem Verzasca-Tal schickten auch andere Landstriche ihre Söhne während der Wintersaison als Kaminfeger-Jungen in italienische Städte. Das Centovalli trägt den Zunamen "Kaminfeger-Jungen-Tal". Die Eltern erhielten für das Verdingen ihrer Söhne einen bestimmten Geldbetrag, welcher in Giorgios Fall die Kosten des Arztes für dessen Mutter begleicht. 

Der Frühling hält Einzug

Obwohl in Sognogno noch recht viel Schnee liegt, wärmt die Sonne schon stark, jedenfalls, bis Wolken aufzuziehen beginnen. Damit kühlt es rasch ab und über Nacht kommt ein starker Wind auf, der am Morgen die Wellen so hoch aufwirft, dass das Schwimmen im See kein Vergnügen mehr ist und recht abgekürzt wird, im Vergleich zu den üblichen rund 750 Zügen. Tags darauf besetzen noch mehr Baumstämme und Äste als sonst den Ufersaum.

Schwimmbegleiter in diesem Urlaub sind zwei Gänsesäger-Pärchen, Reiher-Enten sowie unsere "normalen" Stockenten und Schwäne. Ansonsten beobachten wir Eichelhäher, an einem Tag gut zehn Stare im Prachtkleid, Rotkehlchen, Nebel- und Ackerkrähen, einen Bussard und an einem Abend Fledermäuse, welche uns vor den Eintagsfliegen schützen. Auch Mantelmöwen nutzen den See und dessen Umgebung als Rast- oder Überwinterungsplatz.

Gerne sitzen wir zu zweit oder mit Besuch und Wolldecken abends bis Sonnenuntergang draussen.

Wir hatten uns ja vorgestellt, Gäste zu uns einzuladen, welche unser Hubbett als Übernachtungs-Möglichkeit nutzen würden. Doch es existiert noch keine Gelegenheit, in einem Restaurant zu essen. Zudem haben wir nur zwei gemütliche Sessel für draussen, während man den Rest des Abends drin in etwas beengten Verhältnissen sitzen müsste. In dem Fall verschieben wir dieses Vorhaben noch etwas. Leider. Diese Zeit wird noch kommen. 

Mit Heidi und Erwin geht das viel praktischer. Jeder nimmt zum Besuch draussen Stuhl, nötiges Geschirr und Zubehör selber mit, sodass keiner unbequem sitzen oder essen müsste.

Jetzt ist wieder Ruhe eingekehrt auf dem Platz, Neue haben Wahlmöglichkeiten für ihre Stationierung und die sonnigen Stellen rund ums Mobil werden ausgebreiteter. 

Während des Starkwindes, der auflandig war, stieg der Wasserspiegel am Tenero-Ufer des Lago Maggiore so hoch, dass das Flüsschen beim Centro Sportivo fast ebenan in den See floss. Doch nur zwei Tage später war schon alles wieder normalisiert.

Den Frühling merkt man auch an der Betriebigkeit in den während des Winters geschlossenen Anlagen, an welchen der "Sentiero delle Rive" vorbeiführt. Überall wird repariert, gereinigt, ergänzt und für die Gäste in der Saison Wichtiges hergestellt. So kennt man sich langsam und grüsst sich am Morgen.
Gegenüber früher entdeckte die Autorin, dass der Morgen nach dem Schwimmen eine weniger lange Aufheizzeit benötigt, wenn der Morgenspaziergang nach, statt vor dem Schwimmen stattfindet. Es tut nach dem rund halbstündigen Schwimmen besser, sich warm zu laufen, als frierend mit dem Tee unter der Decke zu sitzen, bist der Körper wieder auf Touren ist. Früher war die Theorie, dass kaltes Wasser besser zu ertragen ist, nachdem man sich warm gelaufen hat, der Autorin Leitsatz. Sozusagen Abkühlung nach der Sauna. Das Gegenteil ist der Fall: Aufheizen durch Laufen nach dem Kaltwasserschwumm (Anfangs Ferien mass der Lago noch 7°, während er jetzt nur noch 6° misst.) ist das Motto!

Täglich baumeln die Zweige der Trauerweide grüner.

Neben einem Gehölz voller Weidenkätzchen
beginnen die Buschwindröschen zu blühen...

... worin sich Heiri Hummel im Zentrum vertieft.

Wetterprognosen korrumpiert durch die Sahara?

Eigentlich  sollte an diesem Tag in der ganzen Schweiz strahlendes Wetter herrschen. Während der Nacht lachte noch der sternenübersäte Himmel aufs Wohnmobil. Sogar am Morgen guckte das Tagesgestirn noch kurz auf den Campingplatz, bevor beim Öffnen der Nachtrollos die Dunstglocke mit einer bleichen Sonnenscheibe sichtbar wurde. Erneut verdunkelt Saharastaub die Schweiz. So können ja keine Prognosen stimmen 😅

In dem Fall wäre es besser gewesen, gestern eine Ausfahrt per Velo zu unternehmen. Je nun, Lesen ist auch sehr gemütlich. Den Aufenthalt konnten wir verlängern, weil unser Platz sogar bis zum Sonntag frei bleibt. Wahrscheinlich fahren wir Samstags heim.

Am Vorabend genossen wir bis Sonnenuntergang einen gemütlichen Apéro bei Schwagers. Anschliessend briet jede Partie für sich das Abendessen, das bei uns gefolgt war von einem schönen Gute-Nacht-Tee in der guten Stube.

Wir bleiben etwas länger als geplant in Tenero, obwohl der Saharastaub die Sonne weiterhin stark abschirmt hinter seinem Schleier.

Gerne nach Hause

Heute haben die Schleusen sich geöffnet und den Saharastaub endgültig aus der Luft entfernt. Leider auch die Sonne aus dem Blick. Das Morgenschwimmen wird abgekürzt, weil schon einzelne Tröpfchen fallen, und der Spaziergang fällt ganz aus. 

Als Entschädigung kommt Heidi zu uns spazieren, gerade noch vor dem grossen Regen, klopft und will eine Tragtasche auf der Treppe platzieren, weil die Badehose der Schwimmerin, die die Türe gerne öffnen würde, gerade nicht mehr voll deckt. Diese ist aber schnell wieder hochgezogen, und so darf die Frau Portier gleich direkt für das Riesengeschenk danken, das wir unverdienterweise heute Morgen noch vor der Heimfahrt erhalten: Für uns beide hat unsere Schwägerin nicht nur herrlich warme, sondern vor allem auch wunderbar schöne Socken gestrickt. Wir lieben deine Strümpfe, Heidi, vielen lieben Dank dafür! Es ist doch auch immer wieder eine grosse Arbeit, nur schon ein einziges solches Pärchen herzustellen. 

Ja, genau, in diesem Wetter geht es nun nach Hause. Noch alle Tanks leeren, Gipfeli holen und die Rechnung begleichen, dann fahren wir mit vielen anderen, welche das Wetter auch scheuen oder die wieder an die Arbeit reisen, zurück nach Hause. Dort, wo einfach wohnen auch wieder herrlich schön ist. Stau formierte sich nur in der Magadino-Ebene, weil offenbar alle Familien den Einkaufssamstag nach zwei guten Monaten Stillstand erneut in allen Geschäften nutzen wollten. Danach herrschte Ruhe auf der Strecke.

Auf ein baldiges Wiedersehen!













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