Yippie-jeeh, wie schön!
Donnerstag, 3. bis Montag, 7. September
Donnerstags Hochgefühle
Wenn alles gut geht, dürfen wir heute einen neuen Abschnitt in unserem Reise-Leben beginnen. Möglich ist dies vor allem auch darum, weil wir eine tolle Schwester haben, die nach hartem Arbeitstag während unserer Abwesenheit fürs Rechte sorgt. Bei Bedarf unterstützt durch eine liebe Nachbarin. Doch ohne sehr entgegenkommende Kinder wäre es noch immer nicht möglich gewesen, denn das Wohnmobil muss schliesslich auch irgendwo stehen, wenn wir Termine zuhause wahrnehmen, einfach wieder einmal eine Zeitlang das Wohnen geniessen wollen oder Corona uns einen Riesenstrich durch unsere Reise- und Ferienpläne ziehen sollte. Wir dürfen es dort auf dem Grundstück stehen lassen. Wie grosszügig! Danke euch, ihr Lieben.
Zur Sicherheit rufen wir den Händler an. Stimmt der vereinbarte Termin? Konnten alle Wünsche installiert werden? So erfahren wir, dass wir bereits eine Stunde früher dort sein mögen.
Sofort bei Ankunft wird aller Papierkram erledigt, der ebenso wichtig ist, damit alles Rechtliche seine Ordnung hat. Während wir ins Büro steigen, wird letzte Hand ans Aussehen gelegt, denn alle dunkeln Wassernasen sollen dem neuen Glanz weichen. Oh, was ist denn das für eine Auto-Nummer?! Nun gut, inzwischen können wir sie uns merken.
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Erstes Umladen auf dem Lastwagen-Parkplatz.
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Erstes Feiern an der Töss.
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Nach den bearbeiteten Papieren werden wir intensivst um und durchs Wohnmobil geführt, mit allen Tricks und Kniffs sowie nötigen Handreichungen bekannt gemacht. Dank unserer Liste können wir noch an die mobile Ausrüstung gehen. Das Meiste ist im angegliederten Camperladen vorhanden. Später wird die Liste und die Ausrüstung vorzu ergänzt. Denn erst im Gebrauch zeigt sich das Fehlende.
Nach alles in allem gut drei Stunden gehts mit halbvollem Wassertank, genügend Gas, ziemlich vollen Batterien und gefülltem Treibstoff-Tank ans Fahren. Die Schreiberin lenkt das Büssli, das uns weiterhin als PW fürs Alltägliche dienen wird, der Skipper das neue Wohmo. Auf einem Lastwagenparkplatz wechselt einiges mitgebrachtes Zubehör den Wagen vor dem Entscheid, heute noch in die Nähe des zukünftigen Stellplatzes zu fahren.
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Reisebegleitung.
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Unseren heutigen Übernachtungsplatz kennen wir noch aus den Corona-Büssli-Zeiten. Kaum durfte man sich wieder einigermassen bewegen, fuhren wir an die Töss mit ihrem phantastischen Schwimmbecken unter den hohen Staustufen. Der Rest an Ausrüstung wird umplatziert und die erste Nacht im neuen Sunlight T67 verbracht. Die Ostanflüge sind viel weniger stark zu hören, als im Büssli. Das Wohmo scheint also gut lärmisoliert.
Gute Nacht.
Freitags Fernsicht
Was für ein herrliches Erwachen. An die Kombination Verdunkelungs-Rollo und Mückennetz müssen wir uns noch etwas gewöhnen. Einige Male sausen die Mückengitter nach oben, weil die Verbindungsklammer gelöst wird, bevor sie festgehalten und langsam nach oben geführt werden. Wir haben gut geschlafen und geniessen den Raum, den unser Camper bietet. Es ist ganz wunderbar, dass alle Möbel stehen bleiben können, dass wir vom Salon ins Schlafzimmer, die Küche und das Bad wechseln können, ohne etwas umbauen zu müssen. Eine neue Qualität des Campens scheint damit zu beginnen. Der Frühstücks-Tee kommt vom Gas, während der Kaffee dank dem Converter und starken Verbraucher-Batterien auch ohne Stromanschluss aus einer Nespresso-Maschine sprudelt.
Doch erst einmal wird mit hochgestecktem Haar in Badeanzug und weissem Bademantel auf dem Veloweg entlang der Töss zum Schwimmbecken marschiert. Im Prinzip erwartet die Autorin, jeden Moment Helikopter oder Sanität sich nähern zu sehen. Sollte nicht der eine oder die andere Vorbeifahrende die Autoritäten informiert haben, dass da jemand sich verirrt habe und dringendst nach Hause gebracht werden müsse? Wer marschiert denn in diesem Aufzug auf öffentlichen Wegen?
Immerhin wird der Badeplatz ohne Hindernisse erreicht, der Bademantel auf dem Ruhebänkchen deponiert und ins etwas höher stehende Wasser gestiegen. Im Gegensatz zum Frühsommer führt nicht nur die Töss genügend Wasser. Auch der Zürichsee steht höher, als gewohnt. Das Übergangsstück vom Haupt zum Zwischensteg im Bootshafen steigt nun empor, statt wie bei Normaltiefe sich nach unten zu neigen. Am gegenüberliegenden Ufer der Töss brät eine Gruppe junger Erwachsener ihr Mittagessen und ruft der Schwimmerin zu. Es ist herrlich, hier zu baden, den Schaum im Staubecken zu sehen und das aufspritzende Wasser in Regenbogenfarben von der ersten Stufe wieder hochkommen zu sehen. Auch diesmal berauscht das Tosen des Wassers den Kopf. Am Ende steigt die Autorin durch einen Fischschwarm ans Ufer und kommt unbehelligt beim Camper an. Hier folgt schon der nächste Genuss mit dem Duschen an Bord. Was kann es Schöneres geben, als all diesen kleinen Luxus zu geniessen?
Im Kühlschrank befindet sich im Moment das, was nicht zuhause bleiben durfte. Nun ist der Einkaufszettel für die Migros an der Reihe. Ebenso müssen schmale Leintücher sein, sowie noch zwei weitere Kochgeräte. Nachdem wir alles mit dem Büssli besorgt haben, gibts eine Erfrischung in der Dorfkneipe, bevor wir die Einkäufe in den Camper laden und mit beiden Autos zum Stellplatz fahren, den nun für eine Weile das Büssli besetzen wird.
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Angekommen ...
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... aber gleich auf Reisen.
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Heute gibts Abendessen und Schlafen mit Aussicht. Im Girenbad feiert ausnahmsweise keine geschlossene Gesellschaft, welche allen Platz für sich beansprucht. Wir müssen wohl eine Zeitlang warten, bis wir an einen erhabenen Tisch mit Blick über die Wälder in die Alpen. Doch das Warten lohnt, denn das Essen ist mit Liebe zubereitet und sehr appetitlich angerichtet. Dazu dürfen wir uns ein Glas Wein erlauben, weil wir doch nirgends mehr hin fahren müssen. Ein Fläschchen Himmelsleiterli perlt purpurrot in unseren Gläsern. Die Ostanflüge begleiten uns in die Nacht, während wir durch die Fahrerkabine den Alpenhorizont betrachten.
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Herrliche Fernsicht, sogar vom Tisch aus. |
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Schiiterberger Himmelsleiterli, passend zu unserem Hochgefühl. |
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Im Girenbad.
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Frühmorgens macht der Bauer Mädli. |
Samstag mit ein bisschen Wehmut
Es dauert, bis wir wirklich alles haben, was es für gemütliches und autonomes Campen braucht. In dem Fall gehts heute in den Baumarkt. Weil der aber keine Parkplätze für grössere Fahrzeuge anbietet, müssen wir uns anders helfen. Weil wir schnell einkaufen, dürfen wir den Platz eines Detail-Händlers behalten, bis wir andernorts das Nötige geholt haben.
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Sichtbar im Rückspiegel. |
Weil des Skippers Schützenkameraden heute ihr (letztes) St(r)andfest feiern, verholen wir uns zum Parkplatz beim Schützenhaus, den wir früher mit dem Büssli als Rastplatz nutzten nach einer Feier. Es ist herrlich, über genügend Platz und Infrastruktur zu verfügen, um einen gemischten Salat zum Grillnachmittag beizutragen, der ein herrlicher Nachmittag unter Freunden wird. Immerhin nehmen elf Personen teil, wovon zwei einen kleinen Besuch im Sunlight abstatten und durch ihre Begeisterung unserer Freude noch einmal aus anderer Warte Ausdruck verleihen.
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Hier hats aus"gezielt".
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Einmalige Festbauweise.
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Eigenbau durch Vereinsmitglieder.
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Nach dem zweiten Besuch bleibt die Autorin gleich "zuhause" und legt sich mit ihrem Tolino zum Drittenmal in die bequeme Koje. Irgendwie wirkt die Luft feucht. Das Dachfenster über der Fahrer-Kabine lässt sich auch bei einer Körpergrösse von 1,64 m noch leicht schliessen, wohingegen die Dachluke über der Küche in unerreichbarer Höhe schwebt. Da die Küchenkombination mit ihrer Ablage auch bis an die Hüften reicht, wird das Hochsteigen darauf zu einer echten Klimmpartie. Doch endlich, genau vor dem ersten heftigen Hagel-Gewitter, ist es geschafft, die Luke geschlossen. Noch mehrere Gewitterfronten queren unser Fahrzeug, bis auch der Skipper ankommt und die letzten Freunde den Heimweg antreten.
Dieser Anlass war nun der letzte seiner Art, denn das Schützenhaus geht an die Pfadi über, was ein sehr sinnvoller Schritt ist, nachdem das Gelände fürs Pistolenschiessen nicht mehr nutzbar sein darf.
Sonntag mit weiteren Erwerbsplänen
Nicht lachen bitte! Wir haben noch immer nicht alles Nötige. Die nächsten Teile holen wir uns bei einem weiteren Camper- und Zubehör-Händler. Hier gibt es eine Wohnmobil-Waschanlage, die ausserhalb der Arbeitszeit der angeschlossenen Werkstatt benutzt werden kann. Bantam in Urdorf bietet auch Frischwasser, eine Entsorgungsstation und Strom an. Wir kommen spät und bleiben gleich, bis am Montag Morgen das Geschäft öffnet. Weil wir nun leichte Teigwaren-Menues besorgt haben, kommt heute Abend ein solches auf den Tisch. Das gibt keinen starken Duft und kein Fett ab. Auch der Abwasch hält sich in Grenzen.
Es regnet fast den ganzen Tag, mal stärker, mal nur als Motregen. Ist egal, wir lesen und gehen früh in die Koje.
Montag durch den Tunnel Richtung Süden
Die Werkstatt ist etwas vor sieben Uhr Morgens in Betrieb, die ersten Camper stehen in der Waschanlage. Noch ein paar andere Camper begutachten - als ob wir deren noch zu wenig begangen und im Internet angeschaut hätten! - bevor wir in den Laden dürfen. Auch hier: Corona bestimmt das öffentliche Leben. Maske und Marschrichtung im Geschäft sind vorgegeben.
Vier Nächte frei campen und noch stets meldet unsere Bordbatterie, dass wir mehrere weitere Tage unabhängig leben können bei gleichem Verbrauch. Selbst die Gasflaschen, welche das Wasser warm und den Kühlschrank frisch halten, zeigen wenig Verbrauch.
Was für ein wunderbarer Einstieg ins neue Lebensgefühl. Doch jetzt ist fertig mit Nomadisieren, es sollen ein paar Tage Ruhe einkehren.
Unser Ziel befindet sich gute zwei Stunden südlich unserer Position. Tenero soll es sein.